Rezension

Die erste Liebe als Shakespeare Hommage

Sweet Sorrow - David Nicholls

Sweet Sorrow
von David Nicholls

Bewertet mit 5 Sternen

David Nicholls' sweet sorrow hat mich unerwartet mitten ins Herz getroffen.

 

Zugegeben, ich habe seit der Schule schon eine Schwäche für Shakespeare und er und seine Stücke spielen auch in meiner Beziehung eine große Rolle. Ohne diesen Hintergrund wäre meine Begeisterung für diese Lektüre sicher geringer ausgefallen. Aber mit meiner Liebe zu Shakespeare und gerade zu den Stücken (oder auch Filmen) Romeo & Julia und Mittsommernachtstraum als Voraussetzung war dieses Buch ein absoluter Glücksfall. 

Protagonist Charlie erlebt kurz nach seinen Abschlussprüfungen einen Sommer,  ganz anders, als er ihn erwartet hatte. Durch die Trennung seiner Eltern und das Alleinsein mit/bei seinem depressiven Vater hat Charlie die Prüfungen ordentlich in den Sand gesetzt. In den Ferien hat er außer einem unterbezahlten Tankstellen-Job nichts zu tun und da trifft er Fran. Sie fasziniert ihn so, dass er sich sogar bereit erklärt, einer Theatergruppe beizutreten, die in den Ferien Romeo&Julia einstudiert und aufführt, um Zeit mit ihr zu verbringen. 

Nach und nach nähern sich Fran und Charlie an. Aber nicht nur das, auch Shakespeare und sein Stück kommen Charlie und dem Leser mit Fortschreiten des Romans immer näher und man kann nicht umhin hier und da Parallelen zwischen Charlies Erlebnissen und dem Stück von Shakespeare zu ziehen. Die Sprache, die Dramen - das alles gipfelt irgendwann in den Aufführungen der Truppe, ein Show-Wochenende, das zum Scheide- und Ausgangspunkt neugebildeter Freundschaften wird. 

Danach folgt - Pucks Epilog, ach nein, Charlies Rückblick auf diesen Sommer , als Teilnehmer auf dem Ehemaligentreffen der Theatergruppe. Für mich der perfekte Höhepunkt des Romans, fasst er doch alle Gefühle von damals noch einmal zusammen, bewertet sie aber mit der 'ernüchterten' Distanz von vielen vergangenen Jahren. Der Leser erwacht, wie aus einem Traum.

Das hört sich jetzt sehr poetisch an und das ist es auch. Nicht nur thematisch, sondern durch die immer wieder eingeflochtenen Shakespeare-Zitate auch wort-wörtlich. Dennoch schafft es Nicholls - und das ist einfach grandios - seinen Protagonisten voller Sarkasmus und Ironie auf alles zurückblicken zu lassen. Und das ist das, was das Buch (jetzt wollte ich doch tatsächlich schon 'Stück' schreiben) so 'echt' macht. Es ist nicht perfekt. Es ist nicht alles rosarot, es ist nicht alles einfach. Aber es ist schön, melancholisch schön, traurig, es ist anstrengend und fordert Ehrlichkeit. 

Das ist Liebe.

Und von der erzählen jetzt nicht mehr nur Romeo und Julia, sondern auch Charlie und Fran - gleichermaßen berührend und unperfekt. Chapeau, David Nicholls!

Ach ja, die äußerliche Gestaltung ist gleichfalls wunderschön und hochwertig.