Rezension

Die erste Liebe, so wie sie sein sollte

Eleanor & Park
von Rainbow Rowell

Als das neue Mädchen in den Schulbus stieg, war Park wenig begeistert von ihr. Sie war dicklich, hatte wild-gelocktes, feuerrotes Haar und einen fürchterlichen Kleidungsstil, der förmlich nach Mobbing schrie. Und das war auch jedem im Bus bereits in der ersten Minute klar. Als keiner ihr einen Platz anbieten wollte, gab er widerstrebend nach. Zunächst hatte er Angst. Angst davor, selbst in das Fadenkreuz der Querulanten hinten im Bus zu geraten und ignorierte die unerwünschte Nebensitzerin namens Eleanor geflissentlich. Kein einziges Wort überbrückte die 15cm Abstand. Doch mit der Zeit kamen sich die beiden näher, Eleanor begann anfangs noch heimlich Parks Comics mitzulesen und nach und nach lernten sich die einsamen Seelen kennen. Als sich aus dem zarten Band der Freundschaft allmählich die erste große Liebe zu entwickeln schien, verriet Eleanor endlich ihre traurigen Geheimnisse. Sie kam aus einer zerrütteten Familie, ihr leiblicher Vater zahlte keinen Unterhalt für seine 4 Kinder und der neue Stiefvater war ein um sich prügelnder Säufer. Die große Familie war so arm, dass Eleanor nicht einmal eine Zahnbürste ihr Eigen nannte, noch heil gebliebene Kleidungsstücke ohne Löcher. Um der Wut des Stiefvaters zu entgehen, musste das 16-jährige Mädchen bereits ein ganzes Jahr lang bei den entnervten Nachbarn wohnen, die ihre ursprüngliche Hilfsbereitschaft schnell bereuten. Trotz der vielen, sich auftürmenden Probleme hielt Park zu ihr und verteidigte sie vehement. Doch wer schrieb Eleanor ständig die perversen Nachrichten auf ihre Schulbücher, die allmählich wie Drohungen aussahen? Die Lage spitzte sich zu, als endlich klar war, dass es sich dabei nicht im Geringsten nur um kindische Sticheleien handelte.
Eleanor und Park ist ein Buch, wie ich es seit langem schon nicht mehr hatte: Es wühlte in meinen Gefühlen, ließ mich im überfüllten Zug beinahe vor allen Leuten in Tränen ausbrechen und ging mir noch Tage danach immer wieder durch den Kopf. Der klare, einfache Schreibstil übt einen Sog aus, der nur von den warmherzigen und absolut authentischen Hauptcharakteren übertroffen wird. So und nicht anders sind Jugendliche und so ist auch die allererste große Liebe. Das Ende hatte mich dann auch sehr überrascht, denn im Grunde wurde nicht viel verraten, es wurde eher mit nur wenigen Hinweisen angedeutet und kann im weiteren Verlauf der Beziehung der beiden nur erahnt werden. Für mich als romantischen Optimisten natürlich das glückliche Happy End, aber ausdrücklich erwähnt wird es nicht. Geschrieben wurde der Roman jeweils aus der Sicht von Eleanor oder der von Park und geht dabei nur wenig auf die Nebenfiguren ein, lässt diese dabei sogar fast außen vor. Das nimmt dem Ganzen allerdings nicht im Mindesten die Spannung, denn so wird die aufkeimende Liebesbeziehung nur umso intensiver erzählt. Schlussendlich kann ich nur ausdrücklich eine Kaufempfehlung aussprechen und werde das Buch mit Sicherheit bei meinen Freunden rumreichen.