Rezension

Die erste und letzte Freundschaft ihrer Art

Der Letzte seiner Art -

Der Letzte seiner Art
von Sibylle Grimbert

Bewertet mit 3.5 Sternen

Riesenalke sind begehrt. Zuerst wegen ihres Fleischs, aber auch als Sammlerstück für die Galerie. Man schmückt sie gerne mit einem ausgestopften Exemplar.

Zusammen mit der Tatsache, dass jedes Weibchen nur ein Ei pro Jahr legt, verschwinden sie nach und nach.

Gus ist interessierter Forscher und fängt mehr oder weniger zufällig eines der letzten Exemplare. Davon erhofft er sich wissenschaftliche Anerkennung. Ob das Forschungsobjekt lebendig oder tot am Ende seiner Reise ankommt, wird erstmal als nachrangig angesehen.

Während Gus Formalien klärt, verbringt er einige Zeit mit dem Tier. Und nimmt es wahr als lebendes Wesen und schließlich auch als Individuum. Er entwickelt ein Verantwortungsgefühl und gibt sich alle Mühe, seinen Riesenalk zu schützen. Er gibt ihm den Namen Prosp.

Zaghaft entsteht eine Freundschaft. Riesenalke können alt werden, und so begleiten wir die beiden einige Zeit. Gus findet eine Frau und sie gründen eine Familie. Überschattet wird es von Meldungen, die die Ausrottung weiterer Riesenalkkolonien verkünden.

Ist das Aussterben einer Art wirklich möglich? Leben die Tiere nicht einfach woanders weiter? Hat der Mensch wirklich diese furchtbare Macht über die Natur? Und mit welchem Recht übt er sie aus?

Diese Fragen stellt sich Gus um 1840 herum. Und das Thema wird leider immer akuter. 2018 ist die nächste Vogelart in Europa ausgestorben. Und wenn wir so weiter machen, wird sich das Tempo nur erhöhen.

Für sich und seinen Riesenalkfreund zieht Gus radikale Schlüsse, die auch Auswirkungen auf seine Familie haben.

Die Geschichte beginnt ruhig und nimmt erst nach dem ersten Drittel an Fahrt auf.
Manchmal wiederholen sich die Gedankengänge von Gus etwas. 

Die Freundschaft der beiden hat mich wirklich berührt. Die Beschreibungen und die Charakterstudie von Prosp waren so lebhaft, dass ich viel Spaß beim Lesen hatte.