Rezension

die etwas andere Alice mit etwas anderen Zombies...

Alice im Zombieland - Gena Showalter

Alice im Zombieland
von Gena Showalter

Zitat:
„Wogegen haben wir gerade gekämpft?“
Das Schweigen dauerte nur einen kurzen Moment, dann kam seine Antwort. Nur ein einziges Wort. Doch dies würde, so fürchtete ich, mein Leben für immer verändern.
„Zombies.“
(S. 175)

Inhalt:
An ihrem 16. Geburtstag gelingt Ali(ce) das Unfassbare: Sie kann ihre Eltern dazu überreden, wie eine normale Familie den Abend zu verbringen und einer Veranstaltung beizuwohnen.
Diese Ausnahme des vom Vater auferlegten strikten Ausgehverbots im Dunkeln wird ihnen jedoch zum Verhängnis. Denn Alice‘ Vater ist nicht verrückt. Er kennt die Wahrheit über die Monster der Nacht.

Alice hat nun keine Familie mehr und zieht zu ihren Großeltern. Sie muss sich auf die Suche nach den Monstern machen, ihre Existenz beweisen, wie es bereits ihr Vater versucht hat. In der Nacht entdeckt sie sie tatsächlich überall. Einbildung?

Auf der neuen Schule trifft Ali auf Kat, die sie bereits nach dem Unfall im Krankenhaus kennengelernt hat, und auf Cole Holland, den Anführer einer offensichtlichen Verbrecher-Gang. Eine Art Vision trifft Alice wie ein Blitz: wie sie Cole küsst und nicht mehr los lässt. Kat warnt sie vor ihm, dennoch scheint Cole ein gewisses Interesse an Ali zu haben.

Bei ihren nächtlichen Observationen sieht Ali eines Tages sogar ihre verstorbene Schwester Emma, die sie vor dem Hinausgehen warnt…

Meinung:
Die vielen extrem positiven Meinungen zerstreuten schnell meine Zweifel an dieser Geschichte und ich musste sie einfach lesen.

Der Einstieg ging leicht von der Hand. Die „Vorbemerkung von Alice“ gibt einen kleinen Ausblick auf die Geschehnisse und schürt die Neugier. Das erste Kapitel selbst spielt ein halbes Jahr vorher. Ich lernte Alice‘ Familie kennen, insbesondere Alice‘ verrückten Vater, der die Familie mit seinen Wahnvorstellungen belastet, den ganzen Tagesrhythmus bestimmt. Der Vater, der vor den Ungeheuern in der Nacht warnt, weshalb kein Familienmitglied nach Einbruch der Dunkelheit außerhalb des gut geschützten Heims sein darf. Alice‘ Mutter steht ihrem Mann beruhigend zur Seite, verteidigt seine Haltung gegenüber der fordernden Alice. An ihrem 16. Geburtstag jedoch gibt es eine Ausnahme: Alice kann die Familie überreden, zu einer Abendveranstaltung zu fahren. Auf dem Heimweg passiert es dann: Der Vater will die Mutter warnen, es kommt zu einem Unfall und seltsame Gestalten verbeißen sich in Alice‘ Eltern. Ihr Vater hatte stets Recht mit seinen Theorien über Monster.

Der Anfang hat mir richtig gut gefallen, durch den besonderen Prolog konnte die Autorin eine gewisse Grundspannung aufbauen. Dann glitt die Geschichte leider etwas in diese typische 08/15-Story à la „Mädchen an neuer Schule fühlt sich wie magnetisch von gutaussehendem Typen angezogen“, wenngleich die Autorin durchaus neue Details einfügte. Nach dem Herumgeplänkel ging es dann aber richtig los.

Die Charaktere konnten mich ebenfalls überzeugen. Alice ist nicht dieses typische Fantasy-Mädchen. Durch das „Training“ ihres Vaters wurde sie auf das Unglaubliche vorbereitet. Als dieser Fall dann eintritt, nimmt sie erst einmal ein Bad in der Schuld, die sie sich am Tod ihrer Familie gibt. Aber nur, um aus diesem Gefühlsbad gestählt aufzutauchen. Mit ihren selbst gesteckten Zielen wächst sie über sich hinaus, wird stark und selbstbewusst, was man an ihr nur lieben kann. Der gute Draht zu ihr war von Anfang an vorhanden, die teils direkte Ansprache in Verbindung mit der Ich-Perspektive verstärkte die Beziehung noch.

Aber was wäre eine tolle Protagonistin ohne ihren männlichen Gegenpart? Cole konnte mich in dieser Rolle mehr als überzeugen. Der Schlagabtausch zwischen den beiden gibt der Geschichte zusätzliche Würze und ich genoss die Auflockerung des ansonsten „ernsten“ Themas.
Vor dem „Zombie“ im Titel sollte sich übrigens niemand abschrecken lassen. Die von Gena Showalter entwickelte Variante ist etwas anders als die altbekannte Endzeit-Version.

Man könnte vielleicht bemängeln, dass der Titel nur wenig bis gar nichts mit dem Inhalt zu tun hat, höchstens das „weiße Kaninchen“ und die Kapiteltitel spinnen Elemente von „Alice im Wunderland“ weiter. Dennoch „stürzt“ sich Alice in eine Welt, die nur wenigen vorbehalten ist. Und vielleicht werden die Übereinstimmungen der Fortsetzung ja noch größer.
Gestört hat mich diese Tatsache im Übrigen gar nicht, ich wollte nur keine falschen Erwartungen schüren. Durch die Fülle an neuen Ideen und überraschenden Wendungen fiel das gar nicht ins Gewicht. Die Spannung wurde konsequent auf hohem Niveau gehalten, nachdem die kurze 08/15-Episode überwunden war. Im Showdown holte Gena Showalter noch einmal alles aus der Geschichte heraus, ehe diese zu einem vorerst beruhigenden Ende führte.

Urteil:
Mit „Alice im Zombieland“ hat Gena Showalter eine geniale Idee fantastisch umgesetzt, auch wenn der Titel mehr Parallelen zum Namenspatron erwarten lässt. Nach einer kurzen „ruhigeren“ Episode fesselt die Geschichte mehr und mehr und lässt den Leser mit überraschenden Wendungen mehr und mehr ins Zombieland stürzen. Knappe 5 Bücher für Alice.

Ein Muss für Fans von High-School-Fantasy-Geschichten, die durchaus mal in eine ganz andere Richtung gehen dürfen. Zombie-Toleranz wäre von Vorteil, aufgrund der Andersartigkeit der Buch-Spezies jedoch nicht zwingend erforderlich.

Die Serie:
1. Alice im Zombieland
2. Rückkehr ins Zombieland
(Erscheinungstermin: Juli 2014)
3. Originaltitel: Queen of Zombie Hearts
(Erscheinungstermin: September 2014)

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