Rezension

Die Folgen des Verdrängens

Ada
von Christian Berkel

Bewertet mit 4 Sternen

An „Der Apfelbaum“ bin ich mit einiger Skepsis herangegangen, denn ich dachte „schon wieder ein Prominenter, der sich als Schriftsteller versuchen will“. Doch Christian Berkel hat mich als Autor überzeugt und daher kam ich auch an „Ada“ nicht vorbei.

In diesem Buch geht es um Ada, eine Frau in den Vierzigern, die auf der Suche nach sich selbst ist. Ada wird 1945 als Tochter einer Jüdin in Leipzig geboren. Sie verbringt daher ihre ersten Jahre in Argentinien und kehrt mit ihrer Mutter als neunjähriges Mädchen nach Deutschland zurück. Sie kommt in ein ihr fremdes Land und muss erst einmal die Sprache lernen. Dann tritt Otto in ihr Leben, der als ihr Vater gilt. Sie leben in Berlin als Familie zusammen und dann bekommt sie noch einen Bruder. Aber ist Otto wirklich ihr Vater? Ihre Fragen bleiben unbeantwortet. Niemand will die vielen Fragen, die sie hat, beantworten, denn niemand will an die Vergangenheit erinnert werden. Erst mit Mitte 40 versucht Ada mit Hilfe eines Psychotherapeuten ihre wahre Identität zu finden und in ihrem Leben anzukommen.

Christian Berkel erzählt diese Geschichte aus der Perspektive von Ada, so dass ich als Leser mich gut in ihre Gefühlswelt hineinversetzen kann. Der Schreibstil ist schön flüssig zu lesen und wirklich packend. Die Atmosphäre der Nachkriegszeit kommt realistisch rüber. Man will nicht an die Vergangenheit denken, sondern setzt seine ganze Hoffnung auf die Zukunft, die verheißungsvoll aussieht.

Ada ist eine sympathische junge Frau, auch wenn sie als Jugendliche sehr rebellisch ist. Doch wer kann es ihr verdenken, denn sie fühlt sich nirgendwo geborgen und zuhause. Sie hat viele Fragen, bekommt aber keine Antworten, was dazu führt, dass sie irgendwie entwurzelt ist. Es braucht seine Zeit und einige Umwege, bis sie sich auf die Suche nach sich selbst macht und dabei die Hilfe eines Therapeuten in Anspruch nimmt.

Das Ende ist ziemlich offen, so dass jeder sich seine Version vom Fortgang der Geschichte machen kann. Das passt, stellt mich aber nicht so ganz zufrieden.

Eine interessante, aber auch bedrückende Geschichte.