Rezension

Die Frage der Schuld

Wenn du mich heute wieder fragen würdest - Mary Beth Keane

Wenn du mich heute wieder fragen würdest
von Mary Beth Keane

Bewertet mit 4 Sternen

Francis Gleeson und Brian Stanhope lernen sich auf der Polizeiakademie kennen und sind für kurze Zeit auch Partner. Beide sind jung, gerade frisch verliebt und träumen von einem gemeinsamen Leben mit ihrer Partnerin, von Familie. Wie es der Zufall will, werden sie Nachbarn doch alle Versuche der Gleesons ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen werden von Brians Frau Anne abgeblockt. Erst die Kinder führen zu einem notgedrungenen Kontakt denn Kate Gleeson und Peter Stanhope sind unzertrennlich. Als die beiden Teenager sind ereignet sich eine Tragödie, die die beiden Familien für immer zu entzweien scheint.

Alles beginnt mit den beiden ungleichen Männern Francis und Brian und zunächst scheint es auch um ihre Geschichte, ihr Leben zu gehen. Doch recht schnell treten die beiden Kinder Kate und Peter in den Vordergrund. Ihre Freundschaft ist sehr unbedarft, sie teilen alles, egal ob gut oder schlecht, nichts scheint sich zwischen sie stellen zu können. Doch bei Peter zu Hause sieht nicht alles so rosig aus und obwohl alle etwas ahnen ist niemandem bewusst, wie es wirklich ist. Anne ist psychisch krank, sie depressiv, hat Wahnvorstellungen und denkt jeder will igr was böses, nur Peter ist ihr ein und alles und sie will ihn um jeden Preis beschützen, v.a. vor Kate. Annes Krankheit wird totgeschwiegen, sie wird gar nicht und wenn, dann nicht richtig behandelt, ihr Mann ist überfordert mit der Situation und glänzt eher durch Abwesenheit oder ignoriert die Probleme. Peter lebt zu Hause ein Leben, wie unter einem Schleier, abhängig von der psychischen Verfassung seiner Mutter. Aber auch er schweigt gegenüber anderen,denn trotz allem liebt er seine Mutter.

Keane hat einen guten Schreibstil, der sich flüssig lesen lässt. Doch sie konnte mich damit nicht immer packen. Ihre Geschichte erzählt sie überwiegend chronologisch, manchmal greift sie erzählerisch voraus aber das stört mich nicht weiter. Ich finde allerdings, dass sie manchmal zu schnell vorgeht. Das ist natürlich unumgänglich, wenn sie so wie hier die Geschichte zweier Generationen erzählen möchte. Aber ich hatte dadurch an manchen Stellen das Gefühl unwichtige Informationen zu lesen bzw. durch langweilige Teile gehezt zu werden. Auch empfand ich die Figuren allesamt etwas zu vage, selbst Kate und Peter waren mir am Ende nicht näher gekommen. Das mag daran liegen, dass Keane so viele umfangreiche Themen anspricht. Neben der Psychosen der Mutter und dem Umgang damit, geht es auch viel um Alkoholsucht. Wo allerdings bei ersterem noch viel Raum gegeben wird, geht mir letzteres irgendwie zu sehr unter, es ist zu schnell erledigt. Auch das zentrale Thema von Schuld und Vergebung wird zwar immer wieder angeschnitten aber ich hätte mir hier eine tiefergehende Auseinandersetzung damit gewünscht.

Am Ende schwankte ich zwischen 3 und 4 Sternen, habe mich dann aber doch für 4 Szerne entschieden, da es an und für sich ein gutes Buch ist. Es ist nur leider kein Highlight und mir blieb vieles zu sehr an der Oberfläche. Dennoch habe ich es gerne gelesen, da Keane es mit ihrem Schreibstil größtenteils schafft, mich gut zu unterhalten.