Rezension

Die Frage von Identität und Abstammung

Swing Time - Zadie Smith

Swing Time
von Zadie Smith

Bewertet mit 4 Sternen

          Die Ich-Erzählerin in „Swing Time“ ist noch ein kleines Mädchen, als wir sie kennen lernen. Sie ist begeistert von alten Musik-Filmen und nimmt selbst Tanzstunden. Aber sie ahnt, dass sie niemals so gut sein wird wie ihre Freundin, die im Gegensatz zu ihr keine Plattfüße hat, Tracey. Und die Mutter der Erzählerin möchte, dass aus ihrer Tochter etwas Besseres wird als eine Tänzerin. Die beiden Mädchen haben die gleiche Hautfarbe, ein helles braun, da sie „Mischlinge“ sind, wie sie es selbst nennen.

Im späteren Verlauf des Buches erfährt der Leser auch, wie es der Ich-Erzählerin als Erwachsenen geht. Durch Zufall ist sie die persönliche Assistentin eines Popstars geworden, die ein Hilfsprojekt in Afrika aufzieht.
Die Handlung springt zwischen den verschiedenen Zeiten. Manchmal hatte ich Probleme mich zu orientieren, obwohl ich eine solche Erzählstruktur sonst sehr reizvoll finde. Die Passagen, in denen sie als Assistentin arbeitet, empfand ich teilweise als etwas langatmig. Nach einiger Zeit wird sehr klar, dass dieser Popstar ein reales Vorbild hat, auch wenn einige Details verändert wurden. Da habe ich mir gedacht: darf man das? Eine reale, lebende Person nehmen und eine fiktive Geschichte darum erzählen? Mir hat das nicht so richtig gefallen!

Ansonsten entwickelt das Buch aber durchaus einen Sog. Obwohl man nicht mal den Namen der Erzählerin erfährt, kommt man ihr doch sehr nahe. Manches Mal wollte ich ihr allerdings einen Tritt in den Hintern verpassen. Einige der Nebenfiguren mochte ich auch sehr gern.
 
Das Buch hat zwei große Themen: das Tanzen und die Identität, die sich über die Abstammung definiert. Der Vater der Erzählerin ist weiß, die Mutter schwarz, und ebenso zerrissen fühlt sie sich auch. Das Hilfsprojekt in Afrika konfrontiert sie mit ihren Wurzeln, obwohl ihr das alles so fremd ist.

Vom Schreibstil her hat mir das Buch sehr gefallen. Aber das Thema blieb mir ein wenig fremd und die realen Bezüge haben mich irritiert. Deswegen gebe ich 4 Sterne.