Rezension

Die Frauen von Ivy Cottage

Die Frauen von Ivy Cottage - Julie Klassen

Die Frauen von Ivy Cottage
von Julie Klassen

Die Frauen von Ivy Cottage      

„Was ist besser: eine echte, wunderschöne Rose, lange verblasst, aber niemals vergessen – oder ein verlockender Ersatz, der für immer zu halten verspricht?“

Julie Klassen präsentiert mit „Die Frauen von Ivy Cottage“ den zweiten Band aus einer Reihe, dessen Handlung in Ivy Hill im England des Jahres 1820 spielt und den Leser mit einigen bekannten Figuren aus dem Vorgängerbuch konfrontiert.

In diesem Nachfolgeband konzentriert sie sich zum einen auf die Gastwirtin Jane Bell, eine junge Witwe adeliger Herkunft, die langsam aus ihrer tiefen Trauer um ihren verunglückten Ehemann John erwacht. Der Betrieb der Poststation, ihre Gäste, das Personal und auch ihre frisch verheiratete Schwiegermutter Thora, die bereits im ersten Band eine wichtige Rolle spielte, bewahren sie davor, Einsamkeit zu verspüren. Doch dennoch hat Jane bestimmte tragische Ereignisse in der Vergangenheit noch immer nicht überwunden.

Janes Freundin Mercy Grove ist die zweite Protagonistin dieses Buches. Die herzliche, jedoch eher unansehnliche Frau aus adeligem Hause empfindet das Unterrichten als ihre Berufung. Mercy machte ihre Leidenschaft zu ihrem Beruf, indem sie im Ivy Cottage eine Mädchenschule gründete. Es ist zudem ihr großes Bestreben, auch finanziell benachteiligten Kindern Schulbildung zu ermöglichen und ihre Vision einer Wohlfahrtsschule Wirklichkeit werden zu lassen.

Mit der verarmten Adeligen Rachel Ashford präsentiert Julie Klassen ihre dritte Hauptfigur – eine zurückhaltende und reservierte junge Engländerin, die sich mit ihrer veränderten Lebenssituation nach dem finanziellen Ruin ihres Vaters mittlerweile arrangiert hat. Sie lebt bei Mercy Grove und ihrer Tante Mathilda auf Ivy Cottage und der Plan, mit der umfangreichen Büchersammlung ihres verstorbenen Vaters eine Leihbibliothek zu gründen, nimmt immer mehr Gestalt an. Der bezaubernden jungen Frau mit dem blonden Haar und den wunderschönen großen blauen Augen wurde vor Jahren das Herz gebrochen, doch nun wirbt ein attraktiver, vermögender Mann um sie. Wird Rachel sich für ein neues Glück öffnen können, oder an ihrer unglücklichen Liebe festhalten?

Julie Klassen verwöhnt ihre Leser mit einem Nachfolgeband, der dem ersten Buch in nichts nachsteht. In behutsamen Schritten und mit einer wundervollen Erzählkunst ausgestattet stellt sie ihren Lesern die drei Hauptfiguren vor und gewährt nach und nach nähere Einblicke in deren Geschicke. Ihre große Liebe zu den Werken Jane Austens durchdringt jede Zeile dieses zauberhaften Romans aus der Feder einer Autorin, die es versteht, diese Epoche wieder auferstehen zu lassen. Das Eintauchen in die Zeit Jane Austens und in die Geschicke der drei adeligen Protagonistinnen hat mir allergrößtes Lesevergnügen bereitet. Ich empfinde es zudem als eine ganz besonders herausragende Fähigkeit Julie Klassens. Dass diese sich in ihren Büchern auch sehr intensiv ihren zahlreichen Nebenfiguren widmet, die allesamt liebevoll gezeichnet und wundervoll authentisch charakterisiert sind. Der christliche Glaube spielt auch in diesem Buch eine Rolle, wurde jedoch nur sehr dezent in die Handlung eingebracht.

„Die Frauen von Ivy Cottage“ war ein Lesevergnügen der ganz besonderen Art. Der Inhalt dieses Romans verheißt bereits eine höchst interessante Fortsetzung um die Geschicke der liebenswerten Bewohner von Ivy Hill. Wer ist beispielsweise die elfenhafte blonde Schönheit, mit der Joseph Kingsley gesichtet wurde? Und wie wird es mit Mercey Grove nach ihrer folgenschweren Entscheidung weitergehen? Darf Jane endlich ihr Glück an der Seite des geliebten Mannes finden? Man kann unschwer erkennen, dass ich förmlich darauf brenne, diese Fragen beantwortet zu sehen und ich blicke dem Erscheinungsdatum des nächsten Buches aus der Ivy-Hill-Reihe bereits voller Vorfreude und mit großer Erwartungshaltung entgegen.

„Die Frauen von Ivy Cottage“ ist ein Roman ganz nach meinem Geschmack, der mir durch den großartigen Schreibstil, die einfühlsame und detailverliebte Beschreibung der Handlung und die hervorragend ausgearbeiteten handelnden Figuren allergrößtes Lesevergnügen bereitet hat. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen und ich kann es als eines meiner heurigen Lesehighlights uneingeschränkt weiterempfehlen.