Rezension

Die frische Brise des Atlantiks lässt erneut die Seiten sich viel zu schnell drehen…

Geheimnisvolles La Rochelle -

Geheimnisvolles La Rochelle
von Jean-Claude Vinet

Bewertet mit 4 Sternen

Nach einem Mord auf einem Yacht im Hafen von La Rochelle entführt diesmal Jean-Claude Vinet seine Leser zuerst landeinwärts nach Cognac, wo sie über die Herstellung des gleichnamigen Weinbrandes detaillierte Fakten erhalten. Die Atlantische Küste bleibt aber Clément Chevaliers Quartier und entfaltet ihre Schönheit, aber auch zum Teil ihre Gefährlichkeit, von La Rochelle bis in die Vendée.

Bei diesem undurchsichtigen Fall erweist sich die Ermittlung als sehr komplex. So viele Wendungen, die der Autor geschickt einfädelt: Der Plot bleibt bis zum Ende spannend. Jean-Claude Vinet spielt mit dem Leser, in dem er sehr viele Figuren, die ein Motiv für einen Mord haben könnten, in dem Roman verteilt. Am Ende kann es aber nur einer oder eine sein…

Die Spannung allein macht nicht alles bei einem Krimi. Besonders bei einer Krimireihe spielt der wiederkehrende Ermittler eine wichtige Rolle. Jean-Claude Vinet hat mit Clément Chevalier einen liebenswerten Protagonisten mit Ecken und Kanten, sowie einer Vergangenheit und einer Familie, ins Leben gerufen. Genau von seiner Pariser Vergangenheit wird er in diesem Band eingeholt, wenn Danielle Thibaud in diese Ermittlung hinein katapultiert wird, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Der Plot hätte genauso gut ohne sie funktioniert. Einige Szenen wirken einfach zu vorhersehbar und unnötig. 

In der Kategorie Frankreich-Krimi ist dieser Roman gut angesiedelt. Wunderschöne Beschreibungen heben diese traumhafte Region im Westen Frankreichs hervor. Der Autor gibt nach und nach gut dokumentierte Informationen zu den Orten und Produkten  (z.B. dem „Cognac“ oder die „Île de Noirmoutier“)  preis, die seine Figuren erkunden. Auch die Mahlzeiten machen einem den Mund wässrig. Ein bisschen Lokalkolorit muss bei diesem Genre sein!

Mit dem emblematischen „Phare des Baleines“ versetzt außerdem das wunderschön Cover unverzüglich den Leser auf der Île de Ré an der atlantischen Küste. Der Protagonist dieser Frankreich-Krimireihe teilt sich seinen Vornamen (Clément) mit dem Dorf, in dem der berühmte Leuchtturm sich befindet. Davon bekommt der Leser allerdings gar nicht mit, weil nur wenige Szenen dieses Bandes auf der Île de Ré spielen, und keine in Saint-Clément-des-Baleines oder in der Nähe des Leuchtturms. 

Aufgrund des nicht ganz abgestimmten Coverbilds, einiger Ungereimtheiten, sowie mehrerer Schreibfehler ziehe ich diesem Krimi einen Punkt ab, obwohl er zu kurzweiligen und unterhaltsamen Lesestunden beigetragen hat. Auf Clément Chevaliers nächsten Fall an der Atlantikküste freue ich mich schon.