Rezension

Die furchtbaren Folgen einer Scheidung für das Kind

Loyalitäten - Delphine de Vigan

Loyalitäten
von Delphine de Vigan

Bewertet mit 5 Sternen

Ein absolut lesenswerter Roman der Autorin, die ich bereits durch ihr ebenso lesenswertes Buch „Nach einer wahren Geschichte“ kannte.

 

Protagonist ist der zwölfjährige Théo. Er ist Scheidungskind und lebt im wöchentlichen Wechsel bei seinem verarmten, depressiven Vater und seiner Mutter, die nur noch Hass für ihren Ex-Mann verspürt. Théo trinkt regelmäßig hochprozentigen Alkohol bis zur Besinnungslosigkeit. Im Wechsel mit drei weiteren Romanfiguren kommt er zu Wort. Sein einziger Freund Mathis trinkt zunächst aus Solidarität mit, bis ihm Bedenken kommen. Ihre Lehrerin Hélène hat in ihrer eigenen Kindheit Gewalt erfahren und hat nun eine feine Antenne dafür, dass mit Théo irgendetwas nicht stimmt. Sie vermutet Misshandlungen und ist schon fast besessen davon, die Sache aufzuklären. Cécile ist die Mutter von Mathis, Tochter eines Alkoholikers. Sie entdeckt ein Geheimnis ihres Mannes.

 

Der Buchtitel „Loyalitäten“ ist passend gewählt. Alle Romanfiguren wollen sich auf irgendeine Weise loyal gegenüber anderen verhalten. Théo will es beiden Elternteilen recht machen; Mathis will gegenüber seinem Freund loyal sein und geht sogar so weit, dass er noch schweigt, als Théo in eine lebensbedrohliche Situation gerät; Cécile will sich selbst und Hélène ihren Schülern gegenüber loyal sein. Das behandelte Thema eines an der Scheidung seiner Eltern zerbrechenden Kindes, das sich in den Alkohol flüchtet, macht betroffen und nachdenklich. Die Erzählsprache ist dem Thema entsprechend angemessen.