Rezension

Die Gabe des Wortes

Das rote Adressbuch - Sofia Lundberg

Das rote Adressbuch
von Sofia Lundberg

Doris lebt allein in ihrer Wohnung, der Alltag nur unterbrochen von den Pflegekräften. Sie ist einsam, kann aber gut mit dem Computer umgehen. Damit ihre Lebensgeschichte nicht verloren geht, schreibt sie für ihre Großnichte ihre Erlebnisse auf. Bei ihren Erinnerungen hilft ihr ein rotes Adressbuch. Doch alle Namen sind schon durchgestrichen…

Am Anfang hatte ich ein wenig Probleme, mich in das Buch zu finden. Doris erzählt etwas abgehackt und unzusammenhängend, wobei das gut zu ihrem Alter passt. Doch schnell habe ich mich eingelesen und gerne mehr über Doris‘ bewegtes Leben erfahren. Immer wieder kommt ihre Einsamkeit durch, was mich als Leser sehr betroffen gemacht hat. Was bleibt am Lebensende wenn du keine Familie hast und alle Freunde sterben? Genau diesen Satz habe ich auch oft von meiner 94 jährigen Oma gehört. An die fühlte ich mich auch durch Doris wieder erinnert. Die vielen Geschichten, erzählt und unerzählt, die ein Leben ausmachen, sollten eigentlich nicht mit dem einzelnen Menschen sterben.

Anfangs erzählt noch Doris, ganz heimlich still und leise wechselt dann aber der Erzähler und dem Leser wird klar: man liest von Doris‘ letzten Tagen. Schön fand ich immer die Skype-Sessions mit Jenny und ganz am Ende wartet noch eine Überraschung auf Doris – und den Leser.

Fazit: Was macht ein Leben aus? Erzählt eure Geschichte, seid mutig!