Rezension

Die Geschichte des Wassers

Die Geschichte des Wassers
von Maja Lunde

Bewertet mit 4 Sternen

Allgemeines:

Maja Lunde hat mit Die Geschichte des Wassers ihren zweiten Roman für Erwachsene veröffentlicht. Er dürfte ebenso erfolgreich werden wie ihr Erstlingswerk Die Geschichte der Bienen, für das sie mit dem Norwegischen Buchhändlerpreis ausgezeichnet wurde.

Die Geschichte des Wassers ist am 19.03.2018 als gebundenes Buch auf Deutsch bei btb erschienen und umfasst 480 Seiten. Beide Bücher sind Teile eines „Klimaquartetts“. Man darf sich also auf zwei weitere Bände freuen. Meine Rezension zum ersten Teil findet ihr hier.

Inhalt:

„Norwegen, 2017. Die fast 70-jährige Umweltaktivistin Signe begibt sich auf eine riskante Reise: Mit einem Segelboot versucht sie die französische Küste zu erreichen. An Bord eine Fracht, die das Schicksal des blauen Planeten verändern kann.

Frankreich, 2041. Eine große Dürre zwingt die Menschen Südeuropas zur Flucht in den Norden, es ist längst nicht genug Trinkwasser für alle da. Doch bei dem jungen Vater David und seiner Tochter Lou keimt Hoffnung auf, als sie in einem vertrockneten Garten ein uraltes Segelboot entdecken. Signes Segelboot.

Virtuos verknüpft Maja Lunde das Leben und Lieben der Menschen mit dem, woraus alles Leben gemacht ist: dem Wasser. Ihr neuer Roman ist eine Feier des Wassers in seiner elementaren Kraft und ergreifende Warnung vor seiner Endlichkeit.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Bereits in Die Geschichte der Bienen hat Maja Lunde mit einer Handlung auf mehreren Zeitebenen gespielt und durch die Verbindung von Fiktion und Realität ein sehr überzeugendes Buch geschrieben. Mit Die Geschichte des Wassers greift sie erneut ein Thema auf, das von existentieller Bedeutung für die Menschheit ist. Durch ihre fesselnde Art zu schreiben lässt sie dieses Thema zunächst „leicht“ erscheinen. Ein genialer Schachzug, denn unversehens ist der Leser drin im Thema und kommt nicht mehr raus aus diesem Buch. Er ist gefangen von Handlung und Erzählstil.  Schon im Jahr 2006 hat Wolfgang Schorlau in seinem packenden „Realthriller“ Fremde Wasser dieses wichtige Thema aufgegriffen und mich mit Entsetzen auf die Wassermafia blicken lassen, die tatsächlich existiert. Gegen Schorlau wurden mehrfach schlimmste Drohungen ausgesprochen. (Auch dieses Buch ist sehr zu empfehlen!) Lunde geht einen anderen, aber ebenso packenden Weg.

Die Handlung beginnt mit Signe im Jetzt, die nach vielen Jahrzehnten ihre Heimat Norwegen wieder besucht. Man weiß noch nicht, warum und beginnt zu spekulieren, denn man hat ja den Klappentext gelesen. Signe verliert sich in Kindheitserinnerungen und man ahnt schon eine gewisse Tragik. Der zweite Handlungsstrang ist im Jahr 2041 in Frankreich angelegt. Irgendetwas ist geschehen auf der Erde, das zu einer Dürre geführt hat. Menschen verlassen ihre Heimatorte und müssen in Anlaufpunkten registriert werden, um weiterziehen zu dürfen. Einer von ihnen ist David mit seiner Tochter Lou, der einen Teil seiner Familie sucht, da er von ihr getrennt wurde. Es kommen beim Leser starke Emotionen hoch, denkt man doch sofort an die aktuelle Flüchtlingskrise und kann sich auf einmal ziemlich gut in die Rolle der Flüchtlinge hineinversetzen. Das alles in der Zukunft spielen zu lassen ist ein kluger Schachzug Lundes, so schafft sie wieder Distanz und man hält alles besser aus.

Maja Lundes wirklich guter Erzählstil und die hochbrisante Thematik entschädigen für einige Schwächen. Manchmal blitzt der moralische Zeigefinger zu sehr auf und ich kann mir vorstellen, dass dieses zum Problem werden kann, wenn sie ihre zwei weiteren Bücher der Reihe ähnlich schreibt. Ich hoffe allerdings, dass hier nur Schwächen des typischen zweiten Bandes eine Rolle spielen – wie bei so vielen anderen Autoren auch.

Das Cover ist toll: Wüstensand, darin ein Boot, bunt, erhaben und ganz verloren in der Trockenheit. Kein Wasser weit und breit. Ein echter Hingucker, der sehr gut zum Titel passt. Zudem wird die Gestaltung des Covers von Die Geschichte der Bienen wieder aufgenommen, was einen hohen Wiedererkennungswert hat.

Fazit:

Ich habe das Buch gerne gelesen, finde es aber nicht so gelungen wie Die Geschichte der Bienen.