Rezension

Die Geschichte, die unter die Haut geht, bewegt und berührt. Noch lange über die letzte Seite hinaus!

Vor uns das Leben - Amy Harmon

Vor uns das Leben
von Amy Harmon

*Worum geht's?*
Ambrose, der Star der Highschool, der Held einer ganzen Stadt. Er scheint alles zu haben - und doch kämpft er mit Problemen, die der Außenwelt verborgen bleiben. Bailey, der Junge im Rollstuhl. Er ist krank, weiß, dass er sterben wird. Und er lebt jeden Tag seines Lebens, als wäre es sein letzter. Fern, die schlau ist, aber nicht hübsch, und trotzdem in allem um sich herum das Schöne erkennt. Fern, Bailey und Ambrose. Drei Jugendliche in einer Kleinstadt in den USA, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Drei Jugendliche, die dachten, sie wüssten, was das Leben für sie bereithält. Und denen das Schicksal in die Quere kommt … (Quelle: Egmont INK)

*Meine Meinung:*
„Vor uns das Leben“ von Amy Harmon ist eines jener Bücher, die einen ganz besonderen Platz im eigenen Herzen erreichen, der weit über den Titel „Lieblingsbuch“ hinausragt. Es ist ein Buch, das man am liebsten jedem Menschen, der einem in seinem Leben begegnet, ohne viele Worte in die Hand drücken will. Es ist ein Buch, das einen sprachlos und mit unbeschreiblichen Gefühlen zurücklässt. Über das man reden will, obwohl man ganz genau weiß, dass kein Wort der Geschichte jemals gerecht werden kann. Mit „Vor uns das Leben“ hat Amy Harmon wirklich ein Meisterwerk geschrieben, das ich niemals vergessen werde. Eine Geschichte, die mich nicht nur berührt, sondern mir auch unglaublich viel für mich selbst mitgegeben hat. Kurzum: Ihr könnt die Rezension an dieser Stelle eigentlich schon wegklicken – rennt zum Buchladen und lest dieses Buch!

Da „Vor uns das Leben“ mich allerdings so sehr aufgewühlt hat, dass ich mir meine Gefühle unbedingt von der Seele schreiben muss, lasse ich mir eine ausführlichere Rezension nicht nehmen. Obwohl der Begriff „Rezension“ möglicherweise gar nicht so passend ist – „Liebeserklärung“ trifft es viel besser! Dabei verbindet „Vor uns das Leben“ und mich gar keine Buchliebe auf den ersten Satz. Wie auch die Charaktere des Romans habe ich lange Zeit nicht erkannt, welche Schönheit in ihrer Geschichte verborgen liegt. Die Handlung beginnt sehr ruhig und zaghaft, erweckt zunächst den Eindruck einer typischen Highschool-Geschichte über das schüchterne Mädchen und den attraktiven Star der Schule. Doch „Vor uns das Leben“ ist so viel mehr. Es ist ein Roman über die „Was-wäre-wenn“s, „Ich-wär-so-gern“s und „Hätte-ich-doch“s des Lebens. Amy Harmon erzählt die Geschichte von Fern, Ambrose und Bailey, die jeweils mit ihrem eigenen Schicksal zu kämpfen haben. Sie schreibt so authentisch, so lebendig, so realistisch, dass man sich mit jedem Satz mehr in die Handlung und ihre Charaktere verliebt.

„Vor uns das Leben“ ist ein ergreifende und mitreißende Geschichte, die niemanden kalt lässt. Amy Harmon thematisiert viele verschiedene Themen, wie zum Beispiel die tragischen Ereignisse des 11. Septembers und seine Konsequenzen, tödliche Krankheiten und ihre Bedeutung für die Betroffenen und ihre Angehörigen oder aber auch die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens und die Suche nach sich selbst. Trotz der vielen unterschiedlichen Aspekte, die die Autorin in ihre Geschichte hat einfließen lassen, wirkt „Vor uns das Leben“ niemals überladen. Vielmehr ist es ein Buch, das mitten aus dem Leben erzählt – mitsamt seinen Schattenseiten, die uns prägen, und seinen Lichtblicken, die uns Hoffnung und Kraft schenken. Amy Harmon beschönigt nichts. Sie stellt das Leben in seiner knallharten Realität dar und doch gibt es so viele schöne Momente, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ich habe gelacht, geweint und manchmal auch beides zusammen.

Ambrose Young ist jung, beliebt und talentiert. Er ist ein Sport-Ass. Der beste Ringer, den die Stadt je gesehen hat. Gesegnet mit einem Lächeln, das alle Mädchenherzen zum Schmelzen bringt, und einer Herzensgüte, die selbst die Herzen ihrer Mütter höher schlagen lässt. Jemandem wie Ambrose kann doch nur eine strahlende Zukunft bevorstehen. Doch ausgerechnet Ambrose entscheidet sich nach den Ereignissen des 11. Septembers dafür, als Soldat für sein Land in den Krieg zu ziehen. Aber das Leben ist hart und fordert Opfer von seinen Mitspielern – und Ambrose kehrt als Mann zurück, der kaum noch etwas mit dem Star der Highschool gemein hat, der er einst war. Ambrose ist ein facettenreicher Charakter, der beweist, dass hinter dem schönsten Lächeln das hässlichste Chaos verborgen sein kann. Nach allem, was er erlebt hat, muss er erst wieder zum Leben zurückfinden. Ihn auf diesem Weg zu begleiten ist so berührend und schockierend zugleich, dass es einen selbst im Herzen aufwühlt und zum Nachdenken bewegt.

Fern Taylor ist ein Mädchen, in dessen Haut niemand stecken will. Die Pfarrerstochter ist klug, aber nicht sonderlich hübsch. Sie ist bloß das nette Mädchen von Nebenan, das immer höflich belächelt, aber niemals zu einem Date eingeladen wird; das wunderschöne Briefe schreibt, aber Jungs nicht mit einem strahlenden Lächeln verzaubern kann. Sie ist die, die von ganzem Herzen liebt, ehrlich und mit ganzer Seele. Aber sie wird nie genug sein. Kein Wunder, dass Ferns Selbstbewusstsein quasi gar nicht existiert und sie sich selbst nicht zu schätzen weiß. Dabei hat es gerade die selbstlose junge Frau verdient, endlich die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie auch ihren Freunden stets entgegenbringt. Trotz ihrer zurückgezogenen Art steckt in Fern so viel Lebensfreude, so viel Liebe zum Leben, dass sie einen sogar über die Seiten hinaus damit ansteckt. Sie ist ein wunderschöner, sehr tiefgründiger Charakter, von dem man viel für sich selbst lernen kann.

Bailey Sheen ist die Seele des Romans. Er leidet seit seiner frühsten Kindheit an einer besonders schweren Form der Muskeldystrophie, die seine Muskulatur mit jedem Tag stärker schwächt. Mittlerweile ist er voll und ganz an seinen Rollstuhl gefesselt und in jeglicher Hinsicht auf fremde Hilfe angewiesen. Bailey hat keine Heilungschancen und muss mit der Gewissheit leben, dass jeder Tag sein letzter sein könnte. Trotz dieser Umstände ist der junge Mann voller Lebensfreude und Lebenslust. Er ist schlagfertig, mutig, tapfer, … Er ist all das, was man einem Helden zusprechen würde, obwohl sich Bailey selbst natürlich nur im Spaß als einen solchen bezeichnen würde. Dabei ist Bailey genau das: Der Held der Geschichte, der einem beweist, wie schön das Leben sein kann, der einem zeigt, dass es sich zu leben lohnt, und der einem klarmacht, dass man für und um diejenigen kämpfen muss, die man liebt.

*Fazit:*
Fern, Ambrose und Bailey – drei junge Menschen, drei Schicksale, alle untrennbar miteinander verknüpft. Was die Autorin mit diesem Buch in mir ausgelöst hat, ist unbeschreiblich! Denn je tiefer man in „Vor uns das Leben“ eintaucht, desto deutlicher wird, dass Amy Harmon ihren Lesern nicht bloß eine Geschichte erzählt. Sie berichtet vom wahren Leben mit all seinen Facetten und schreibt ihren Lesern mit ihren eindringlichen und intensiven Worten mitten ins Herz. „Vor uns das Leben“ ist knallhart und brutal, aber zugleich auch zart und zerbrechlich. Es ist kein Buch für Zwischendurch, sondern eines, das einen sprachlos und mit ganzer Seele an den Seiten kleben lässt. Es ist eine Geschichte, die Weisheiten und Ratschläge bereithält. Die unter die Haut geht. Die einen beschäftigt – noch lange über die letzte Seite hinaus. Für „Vor uns das Leben“ vergebe ich volle 5 Lurche. Auf keinen Fall verpassen!