Rezension

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Die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau

Die Fotografin - Am Anfang des Weges - Petra Durst-Benning

Die Fotografin - Am Anfang des Weges
von Petra Durst-Benning

1. Teil der Fotografinnen-Saga

Petra Durst-Benning hat den ersten Teil ihrer Geschichte über die Esslinger Pfarrerstochter Minna Reventlow als Hörbuch veröffentlicht und bietet dem Hörer volle 11 Stunden Hörgenuss.

"Minna Reventlow, genannt Mimi, war schon immer anders als die Frauen ihrer Zeit. Es ist das Jahr 1911, und während andere Frauen sich um Familie und Haushalt kümmern, hat Mimi ihren großen Traum wahr gemacht. Sie bereist als Fotografin das ganze Land und liebt es, den Menschen mit ihren Fotografien Schönheit zu schenken, genau wie ihr Onkel Josef, der ihr großes Vorbild ist. Als dieser erkrankt, zieht sie in das kleine Leinenweberdorf Laichingen, um ihn zu pflegen und vorübergehend sein Fotoatelier zu übernehmen. Ihm zuliebe verzichtet sie nicht nur auf ihre Unabhängigkeit, sondern sieht sich in Laichingen zunächst auch den misstrauischen Blicken der Dorfbewohner ausgesetzt, da sie mehr als einmal mit ihrem Freigeist aneckt. Und als bald ein Mann Mimis Herz höher schlagen lässt, muss sie eine Entscheidung treffen..."

Die Autorin wuchs in Kirchheim unter Teck auf und kennt somit die Schwäbische Alb und das Umland, wo auch ihre neue Saga spielt, seit Kindesbeinen an. Damals wuchs bereits ihr Interesse für die Fotografie, da sich neben dem elterlichen Antiquitätenladen das Fotoatelier Otto Hoffmann befand. Dieser übte den Beruf des Fotografen aus, ein Beruf, der vor allem Männern vorbehalten war. Dennoch schafft es Minna von Reventlow, diesen Beruf zu erlernen und sogar als Wanderfotografin wie ihr Onkel durch die Lande zu ziehen. Trotz aller Widrigkeiten macht sie sich aufgrund ihres Könnens einen Namen und verschafft sich Respekt. 

Mimi taucht in Laichingen in eine völlig andere Welt ein. Zwar hat auch dort die Industrialisierung Einzug gehalten und es gibt Arbeit in den Webereien, allerdings leben die Laichinger nach wie vor in großer Armut. Von den Söhnen wird erwartet, dass sie das tun, was die Väter tun und die Töchter sollen das Leben ihrer Mütter führen. Da bleibt kein Platz für Träume oder Anders sein. 

Mich hat das Hörbuch sehr begeistert und ich möchte so schnell wie möglich den zweiten Teil der Saga hören. Besonders gut hat mir Petra Durst-Bennings sorgfältige Recherche, z.B. bzgl. historischer Hersteller von Fotoapparaten oder aber auch bzgl. der Weber auf der Schwäbischen Alb, gefallen. Schwächen kann ich nur in der direkten Rede finden, die an manchen Stellen nicht glaubwürdig und etwas gestelzt klingt. Ein armes Dorfmädchen mit wenigen Jahren Volksschule nimmt wohl kaum das Wort "Realität" in den Mund. Allerdings war die Umsetzung der Dialoge bestimmt nicht einfach, da die Menschen eigentlich in Dialekt reden und noch einen anderen Wortschatz besaßen. Ansonsten habe ich an Durst-Bennings Werk rein gar nichts auszusetzen, ganz im Gegenteil!