Rezension

Die Geschichte einer italienischen Eismacherdynastie

Die Eismacher - Ernest van der Kwast

Die Eismacher
von Ernest van der Kwast

Bewertet mit 5 Sternen

          Die Geschichte hat mich so tief beeindruckt, dass es mir schwerfällt, einen vernünftigen Einstieg für meine Rezension zu finden.
„Die Eismacher“ – das war wieder einmal ein Buch, eine Geschichte so ganz nach meinem Geschmack.
Ernest van der Kwast gelingt mit diesem Roman die realistische Darstellung einer Eismacherfamilie über mehrere Generationen. Es ist ein atmosphärisch dichter, phantastisch gut geschriebener Roman!
Die Schicksale sind fassbar, nachvollziehbar, sinnlich und emotional geschildert.
Locker und leicht kommt der Schreibstil des Autors daher. Man fühlt sich durch seine humorvolle, einfühlsame Erzählweise gleich mittendrin im Geschehen.
Ansprechend, unterhaltsam und wissenswert wird das Ganze, weil der Autor die Historie, die Hintergründe einfließen lässt. Lehrreich und bildend.

Die Handlung:

Die Talaminis sind eine italienische Eismacherfamilie, deren Tradition der Urgroßvater Giuseppe 1891 mit der „Entdeckung des Eises“ begründete. Alles begann mit der „Schneeernte“ in den Bergen!
Seit mittlerweile fünf Generationen leben sie in Venas di Cadore in den Dolomiten, im Tal der Eismacher. Jedoch nur in den Wintermonaten!
„Jedes Jahr im Frühling siedeln sie nach Rotterdam, wo sie während der Sommermonate ein kleines Eiscafé betreiben.“(s. Klappentext) Das ist das Zentrum der ganzen Familie. Giovanni bricht als Erster mit der Eismachertradition, geht seine eigenen Wege.Jedoch immer verbindet ihn eine tiefe Liebe zu jedem einzelnen seiner Familie, zu seiner Heimat Italien, seinem italienischen Heimatdorf. Seine Welt dreht sich nicht ums Eis, sondern um die Poesie. Daraus entwickeln sich zwangsmäßig Differenzen im Familienverband. Sein Vater Giuseppe, sein Bruder Luca kommen damit nicht klar. Obwohl die Brüder seit der Kindheit innig verbunden sind, sprechen sie jahrelang nicht miteinander. Erst eine ungewöhnliche, bizarre Bitte Luca`s bringt sie einander wieder näher...
Ein sehr interessanter Charakter ist Giuseppe Talamini, der Vater der beiden Brüder. Er wollte nie Eismacher werden oder sein. Im Alter haßt er Eis. Beppi versuchte auszubrechen, zunächst mit seiner Sammelwut, dann mit dem Halten eines Singvogels und im Alter mit der platonischen Liebe zur deutschen Hammerwerferin. Er fühlt sich eingeengt in seinem Leben.
S. 264 „Aus dem Singvogel ist eine Hammerwerferin geworden.“
Luca ist der absolut kreative Kopf. Er lebt unabwendbar nach dem Motto „Innovation aus Tradition“. „Das Wichtigste ist ein gutes Rezept“ wurde schon seinem Urgroßvater mit auf dem Weg gegeben. So kreiert Luca ständig neue Eissorten...
Am Ende schließt sich der Kreis mit dem jüngsten Sproß der Talaminis, auch ein Giuseppe. Es bleibt offen, ob er die Tradition des Eismachens fortsetzt.

Für mich war es sehr spannend zu lesen, wie diese italienische Familie ihr Leben meistert.
„Wir wollen so viel an die nächste Generation weitergeben. Eis, Poesie, Werkzeug.“ (Gedanken von Giovanni)

Mein Fazit:
Ernest van der Kwast ist ein bemerkenswertes Werk gelungen. Er hat es verstanden Zusammenhänge interessant zu beschreiben. Somit habe ich nicht nur eine Familiengeschichte gelesen, sondern auch vieles Wissenswertes dazugelernt. Danke für die intensive Recherche! Von mir gibt es fünf Sterne.