Rezension

Die Geschichte einer starken Frau mit viel historischem Sylt-Flair

Die Strandvilla - Sina Beerwald

Die Strandvilla
von Sina Beerwald

Bewertet mit 5 Sternen

** Er liebte dieses weiche Gur Dai, es klang viel schöner als das harte Moin zu Begrüßung, bei dem man stets versucht war, zugleich zu salutieren. **

Sylt 1913: Moiken verliert mit dem Tod ihres Mannes auch ihr kleines Häuschen und plant mit Tochter Emma einen Neuanfang in Hamburg. Doch der Hotelier Theodor von Lengenfeldt hat längst ein Auge auf die junge Witwe geworfen und holt sie als Konditorin in die "Strandvilla", sein mondänes Hotel auf Westerland. Westerland, dorthin, wo Moiken nach dem Tod ihres Bruders eigentlich nie wieder zurückkehren wollte. Doch die Stelle gefällt ihr und verspricht finanzielle Sicherheit. Aber nicht nur der Hotelier macht ihr Avancen, da ist auch plötzlich Boy zurück, ihre erste große Liebe... 

Kopfkino pur!

Sina Beerwald hat mich mit ihrem Roman schlichtweg begeistert. Es ist keine seichte Unterhaltung, wie das Cover vielleicht vermuten lässt und auch gar nicht so sehr eine Liebesgeschichte. Hier geht es wirklich um den steinigen Weg einer mutigen Frau, kurz vor Beginn des 1. Weltkriegs. Die Autorin nimmt einen mit ins historische Sylt zu den Anfängen des Tourismus. Dabei schildert sie das damalige Leben mit so viel Liebe zum Detail, das man die akribische Recherche und das tiefe Eintauchen in das Thema mit jeder Zeile spürt. Das macht Spaß und lässt die Epoche der Sommerfrischler, der Strandfotographen und Badewagen wieder aufleben. Wirklich Kopfkino pur. 

Und diese großartige Atmosphäre erreicht sie nicht nur durch den sehr lebendigen Schreibstil, sondern auch durch die vielen historischen Fakten und Persönlichkeiten, wie Modje Köhler oder den Buchhändler Julius Meyer, die sie geschickt mit einbaut. 

Moiken und ihre Tochter Emma sind sehr starke Persönlichkeiten und mir haben eigentlich alle Charaktere unheimlich gut gefallen. Sie haben Tiefe und alle ihre Fehler, Stärken und Schwächen. Wie aus dem Leben gegriffen. Niemand ist von Grund auf Böse und man schwankt auch ganz oft mit seiner Sympathie, denn irgendwie kann man manche Dinge ja dann auch doch verstehen; wir machen alle mal Fehler. Das ist großartig gemacht. Sie sind einfach authentisch und passen in die Zeit - das zieht sich durch bis in die Nebenfiguren. Und auch die landschaftliche Beschreibung ist herrlich und sehr bildhaft, ohne aufdringlich und dröge zu sein. 

Fazit: Ein Roman über eine starke Frau mit herrlich nostalgischem Sylt-Feeling. Eine absolute Leseempfehlung!