Rezension

Die Geschichte einer unglaublichen Freundschaft!

Miss Gladys und ihr Astronaut
von David M. Barnett

Bewertet mit 5 Sternen

Weit weg und sehr nah dran und ein unvergesslicher Telefonanruf. Vor langer Zeit, in einem Kino weit, weit weg von dem Ort, an dem er sich heute befindet, gehen ein Junge und sein Vater in die Dunkelheit. Der Junge drückt sich eine Packung Treets und eine kleine Tüte Popcorn an die Brust, während sein Vater ihn mit fester Hand auf der Schulter durch den Gang dirigiert. Unter ihren Füßen klebt der Teppichboden. Der Film hat noch nicht angefangen, doch die vom blassen Schein erhellten Gesichter der Zuschauer sind schon auf die Leinwand mit der Werbung gerichtet. Thomas Major war nie glücklicher. Das war die Überraschung zu seinem achten Geburtstag: im Glendale-Kino diesen Film anzuschauen, den er so unbedingt sehen wollte – als wäre er jetzt schon, als wäre er immer schon ein Teil seines Lebens, eingeschrieben in seine DNA. Nun started die Reise. Am 11. Februar 2016 stirbt David Bowie, der Romanheld Thomas Major wird an diesem Tag 46, er ist allein an seinem Geburtstag, das Wasser ist abgestellt, nicht mal eine Tasse Earl-Grey- Tee kann er sich zubereiten. Major denkt nicht sehr oft darüber nach, aber er fragt sich manchmal schon, ob er nicht Mitglied in einem ziemlich eigenartigen Club auf diesem Planeten ist. Keine Familie und keine Freunde und ein Job, in dem er zwischenmenschliche Kontakte so weit wie möglich vermeidet. Thomas wird von der British Space Agency zum Mars geschickt, was er großartig findet, denn er sucht die absolute Einsamkeit. Ein Schuppen in 22 000 Meilen Höhe, Thomas’ Welt ist eine sechseckige Röhre, zehn Meter lang und dominiert von seinem Arbeitsplatz am einen Ende und am anderen von einer großen Klappe, die in eine Druckschleuse führt und dann in die große, unendliche Leere. Er ist nämlich gerade ohne Rückflugticket unterwegs zum Mars. Als Thomas noch 500 Millionen Meilen vor sich hat, klingelt an Bord der Rakete das Iridiumtelefon, die Anruferin ist Gladys Ormerod, eine demente Dame, die bei ihren Enkeln James und Ellie lebt. Die 15 jährige Ellie denkt, alle glücklichen Familien sind einander ähnlich, aber alle scheißblöden dysfunktionalen Familien sind scheißblöd dysfunktional. Das Geschwisterpaar vermisst den Vater, der eine Haftstrafe absitzt. Miss Gladys und ihre Enkel brauchen seine Hilfe. Zögerlich und leise fluchend wird der Mann im All zum Helfer in der Not. Tausende von Kilometern entfernt, führt er die drei auf seine ganz eigene Art durch schwere Zeiten, denn Familie Ormerod droht ihr Zuhause zu verlieren. Miss Gladys und ihr Astronaut brauchen einen galaktisch guten Plan … Sehnsucht, Vermissen und Überforderung einen die pointiert und lebendig gezeichneten Romanfiguren. Dem britischen Journalisten David M. Barnett ist mit "Miss Gladys und ihr Astronaut" eine Punktlandung gelungen. Die Geschichte zwischen dem griesgrämigen Astronauten und der dementen Gladys ist witzig und liebevoll! Ein atemberaubendes Abenteuer, gemischt mit jeder Menge Sachwissen, sorgt für galaktisch spannende Unterhaltung in der ernste und traurige Themen so wunderbar schräg und unterhaltsam verpackt sind. Diesen Unterhaltungsroman nennt der Autor sein Debüt - das ist pures Understatement. Eine tröstliche Story für alle die hin und wieder an der Menschheit verzweifeln möchten. Ein Buch für alle!