Rezension

Die Geschichte eines „besonders anderen“ Mädchens

Das Blubbern von Glück
von Barry Jonsberg

Mit „Das Blubbern von Glück“ hat Barry Jonsberg ein tragikomisches Buch für alle Altersklassen geschaffen, das auf seine besondere Weise aufzurütteln weiß. Nun aber erstmal zum Inhalt.

A steht für Aufsatz und den soll Candice Phee für die Schule schreiben, einen alphabetischen Erlebnisbericht. Und so beginnt die 12jährige zu erzählen, von ihrer Familie (bestehend aus ihrer depressiven Mutter und ihrem Vater, der im Zwist mit dem reichen Onkel steht), ihren Freunden (die teils nicht wissen, dass sie Candice‘ Freunde sind und zu denen auch ihr Fisch „Erdferkel“ zählt und Douglas aus einer anderen Dimension), ihrer verstorbenen Schwester und dem Glück, das aufgehört hat zu blubbern. Aber auch von ihrem Entschluss, es wieder zum Blubbern zu bringen …

Schon zu Beginn merkt der Leser, dass er es mit Candice mit einem ganz besonderen, klugen, aufgeweckten und nachdenklichen Mädchen zu tun hat, das sich mit ihrer ganz eigenen Sicht auf die Dinge von den anderen Jugendlichen in ihrem Alter charakterlich abgrenzt. Und man merkt schnell, dass dieses Mädchen es nicht leicht hat, doppelt belastet durch den Tod ihrer Schwester und dem Rückzug ihrer Eltern, die ihr keine Stütze sein können. Doch trotz dieser traurigen Themen ist „Das Blubbern von Glück“ kein trauriges Buch. Es gibt unzählige positive und hoffnungsvolle Gedanken, vermittelt durch ein Mädchen, das sich nicht unterkriegen lässt, egal, wie hart die Rückschläge sind.

Sensible Themen wie Depressionen, Krankheit und Tod werden für Kinder aufgearbeitet in einem Tonfall und mit Gedanken, die Kinder nachempfinden können. Es ist ein ernsthaftes und einfühlsames Buch, bei dem weder die tragische noch die witzige Note zu kurz kommt. Es ist ein wichtiges Buch für Kinder, um sich zu identifizieren oder um sich hineinzuversetzen und andere Schicksale kennenzulernen. „Das Blubbern von Glück“ ist trotz ernster Themen nicht zu schwer.

Candice schreibt ihre alphabetische Autobiografie leichtfüßig, obwohl ihr Leben nicht leicht ist. Es ist ein Schreibstil mit unterschwelligem Humor und Weisheiten. Es gibt viele Passagen, wo ich schmunzeln musste, was vor allem an Candice‘ Kommentaren und an ihrem Tonfall liegt – wobei ich mir nicht sicher bin, ob sie bei ihren Kommentaren die Intention hat, lustig zu sein. Barry Jonsberg lässt Candice auf eine besondere Weise erzählen: humorvoll, genau, clever und kindlich mit teilweise hochgestochenen Formulierungen.

Candice hat ein so großes Herz, wird aber von den anderen Menschen um sie herum gar nicht so beachtet. Sie hat mich mit ihrer fast schon selbstlosen Art gerührt. Sie strengt sich nicht an, andere zum Lachen zu bringen, sie tut es mit ihrer ehrlichen und direkten Art einfach. Sie sorgt und bemüht sich um andere und begegnet den Menschen ohne Vorbehalte, ohne Scheu und ohne unnötigen Takt und Distanz. Candice ist einfach, wie sie selbst sagt, „besonders anders“. Ich bin immer noch begeistert von der Protagonistin, die der Welt der Erwachsenen einen Spiegel vorzuhalten scheint. Sie ist schwer zu beschreiben, ich glaube man muss das Buch lesen und Candice selbst kennenlernen. Viel Spaß dabei!

Fazit: „Das Blubbern von Glück“ von Barry Jonsberg lebt vor allem durch seine außergewöhnliche Protagonistin. Ich bin sicher, dass kein Leser, ob jung oder alt, Candice so schnell vergessen wird. Weiterhin ist das Buch tragikomisch und berührend, mit vielen wunderbaren und herzzerreißenden Momenten. Man wird an diesem Buch seinen Spaß haben, aber es wird einen auch zum Nachdenken anregen und beklommen machen. Es rüttelt wach und verliert dabei dennoch nicht seinen lockeren Grundton. Es ist in dem Sinne ein Buch für alle Altersklassen und ich habe auch als Nicht-mehr-Kind einiges daraus mitgenommen. „Das Blubbern von Glück“ ist ein wichtiges Buch für Kinder UND Erwachsene.