Rezension

Die Geschichte eines fiktiven Hamburger Kakao Kontors nach historischem Vorbild

Die Villa an der Elbchaussee - Lena Johannson

Die Villa an der Elbchaussee
von Lena Johannson

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der Roman beginnt im Jahre 1919 und begleitet die 17jährige Frieda Hannemann, jüngste Tocher einer traditionsreichen Kaufmannsfamilie die mit Kakao handelt, bis ins Jahr 1924. Das Buch ist der 1. Band der neuen Hamburgsaga, erschienen im Aufbau-Verlag und geschrieben von Lena Johannson.

Der 1. Weltkrieg ist gerade zu Ende gegangen und die deutsche Bevölkerung hat unter den Reparationen zu leiden. In weiten Teilen der Bevölkerung herrscht Armut und Hunger. Frieda wächst previligiert in einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie auf und bekommt das Elend nur am Rande mit. Neben dem Handel mit Kakao gibt es eine kleine Schokoladenmanufaktur in der Frieda nach Lust und Laune experimentieren darf. Hier entfaltet sie ein Talent für neue Rezepturen. Mit Hilfe Ihres Vaters liest sie sich darüberhinaus ein großes Wissen über den Kakao an. Am liebsten würde sie bei dem Vater in die Lehre gehen aber sie ist ein Mädchen, und von ihr wird lediglich erwartet, dass sie einen annehmbaren Ehemann findet, eine Arbeit kommt nicht in Frage.

Ihr Bruder Hans ist der Erbe des Unternehmens. Er wird zu Beginn des Romans noch vermisst, kehrt dann aber körperlich unversehrt aber vom Krieg gezeichnet und traumatisiert in sein Elternhaus nach Hamburg zurück. Ihm die Verantwortung für die geschäftlichen Belange des Kontors zu übergeben, das muss Frieda's Vater irgendwann einsehen, funktioniert nicht. Hans kann die furchtbare Kriegszeit alleine nicht verarbeiten und flüchtet sich in Drogen und Rotlichtmilieu. Eine schnelle Heirat für Frieda scheint unausweichlich.

Lena Johannson hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben, der mir auch die Stadt Hamburg, die ich sehr mag, ein Stück weit näher gebracht hat. Ausführlich beschreibt sie z.B das Hamburger Gängeviertel, in dem Not und Elend herrschten und welches so im heutigen Hamburg gar nicht mehr existiert. Ihre Figuren sind authentisch und ausdrucksstark gelungen. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Frieda wirkt mir wohl manchmal zu perfekt und muss in der Zeitspanne von 5 Jahren wirklich sehr viele Schwierigkeiten überwinden. Den Titel fand ich nicht so treffend, die Villa wird erst ziemlich am Ende erwähnt und spielt für die Geschichte erst einmal keine große Rolle.

Andere Figuren des Romans wie Frieda's jüdische Freundin Clara, Ernst Krüger, ein Arbeiterjunge mit dem Frieda aufgewachsen ist, sind eng mit Frieda's Geschichte verwoben und sind ebenfalls spannende Charaktere.

Es hat großen Spaß gemacht diesen gelungenen Hamburgroman zu lesen und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.