Rezension

Die Geschichte eines Kaufhauses

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten - Brigitte Riebe

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
von Brigitte Riebe

Berlin 1945 – alles liegt nach dem 2. Weltkrieg in Trümmern. Die Familie Thalheim hat, wie viele andere auch, durch den Krieg fast alles verloren. Ihre großzügige heimische Villa wurde von den Besatzern eingenommen.

Ihnen bleibt bislang nur eine kleine Wohnung in der sie Unterkunft finden. Hier hatte bis vor kurzem ihre Oma gewohnt, diese ist jedoch nach Potsdam gegangen. Auch das neu und modern aufgebaute Kaufhaus der Thalheims liegt völlig in Trümmern und ist so stark zerstört, dass es nicht mal eben wieder aufgebaut werden kann.

Die Thalheim Frauen schlagen sich anfangs durch die harten Zeiten des Kriegsendes alleine durch, da der Vater und ihr Bruder Oskar als vermisst gelten und nicht klar ist, was mit ihnen im Krieg geschehen ist. Die Thalheim Frauen raffen alle ihre Energie und Kraft zusammen – lassen sich nicht unterkriegen und packen wo es geht mit an. Als Trümmerfrauen sind sie ganz vorne mit dabei und helfen, wo es nur geht mir ihrer ganzen Kraft. Nebenbei schaffen sie es, sich von dem Grundstück der Villa die gut versteckte Nähmaschine zu besorgen und beginnen, anfangs aus Lumpen später dann aus normalen Stoffen, ihren Traum von dem Geschäft mit der Mode wahr werden zu lassen.

Mitten in den Trümmern des Krieges schaffen sie es bereits nach kurzem eine farbenfrohe Modenschau zu präsentieren, die den niedergeschlagenen und am Boden zerstörten Menschen Hoffnung geben soll, eine Hoffnung, dass es irgendwann wieder bessere Zeiten geben wird. Miriam, eine Freundin der Familie und zugleich Schneiderin ist der Familie eine große Unterstützung auf dem Weg des Neustarts. Mit ihren pfiffigen kreativen Ideen schneidert sie alles, was ihr an wundervollen Ideen in den Sinn kommt.

„Die Schwestern vom Ku’damm-Jahre des Aufbaus“ Ist der erste Teil der neuen Trilogie aus der Feder von Brigitte Riebe. Da ich den Schreibstil der Autorin sehr mag, war ich sehr gespannt und habe dem Erscheinen des Buches entgegen gefiebert.

Die Autorin nimmt den Leser mit in ein historisches Berlin, mitten in die Nachkriegsjahre. Es ist die Zeit der Trümmerfrauen, des Aufbaus und eines Neubeginns. In diesem Teil der Trilogie liegt der Fokus auf Rike. Rike ist mir von Anfang an sympathisch gewesen. Sie steht mitten im Leben, hat klare Ziele, wo sie beruflich hin möchte. Nur was die Liebe betrifft, da ist sie so ganz anders als ihre Schwester Silvie. Rikes strebsame Art, nie das Ziel aus den Augen zu verlieren, ist in den harten Zeiten für die Familie ein großer Gewinn.
Stück für Stück versucht die Familie mit den Jahren ihr Kaufhaus wieder zum Leben zu erwecken. Während dieser harten Zeiten ist alles andere als leicht zu überleben und die Tatsache, dass Berlin abgeschirmt ist wie eine Insel macht den Traum von dem Geschäft mit der Mode auch immer schwieriger.

Die Autorin hat einen unwahrscheinlich fesselnden Schreibstil. Man erlebt einige unerwartete Wendungen und Überraschungen, die alles bisher Geschehene in ein anderes Licht stellen.
Als promovierte Historikerin lässt Brigitte Riebe viele detailliert recherchierte historische Gegebenheiten einfließen und es macht einfach große Freude,  ihre Romane zu lesen. Neben den vielen historischen Details spürt man ganz besonders das bewegende Schicksal der Familie und kann die Not, Armut und das Leid der Menschen nach dem Kriegsende nachvollziehen.
Abgerundet wird dieser wundervolle Roman durch das Cover, welches wunderbar die damalige Zeit wiederspiegelt: das Café Kranzler im Aussehen der damaligen Zeit. Alleine schon beim Betrachten versprüht es ein echtes 50er Jahre-Feeling.

Sehr gut gefällt mir auch die Zeittafel am Ende des Buches, hier kann man sich während des Lesens einen Überblick über die geschichtlichen Ereignisse des jeweiligen Jahres machen.

Der erste Teil dieser Trilogie hat mich gepackt, mir viel interessantes Wissen über die damalige Zeit vermittelt und ich freue mich sehr, auf die weiteren Bände.