Rezension

Die Geschichte hat ihren Reiz etwas eingebüßt

Ewige Schuld - Linda Castillo

Ewige Schuld
von Linda Castillo

Bewertet mit 3.5 Sternen

Alte Freundschaft strebt nach Gerechtigkeit

„Polizisten glauben gern, sie seien frei von all jenen verqueren Gefühlen, mit denen sich die weniger starken Menschen herumschlagen müssen. Sie beharren solange darauf, bis der Arzt kommt. Ich gehöre auch dazu.“

 

Inhalt

 

Kate Burkholder, einst selbst Mitglied der amischen Gemeinde, muss in ihrem 9. Fall mit einer Geiselnahme fertig werden, ihr einstiger Jugendfreund Joseph King, hat sie und seine eigenen Kinder als Geiseln genommen, nachdem ihm der Ausbruch aus dem Gefängnis gelungen ist. Seiner Aussage zufolge saß er zwei Jahre unschuldig hinter Gittern, weil er den Mord an seiner Frau Naomi nicht begangen hat. Kate soll ihm aus dem Dilemma heraushelfen, indem sie den alten Fall erneut aufrollt und den wahren Mörder findet. Doch Joseph neigt zur Gewalttätigkeit, es gab mehrere Strafanzeigen wegen Trunkenheit und häuslicher Übergriffe, so dass Kate nicht mehr weiß, ob sie ihrem alten Freund vertrauen kann oder ob er wirklich der skrupellose Mensch geworden ist, der er ganz offensichtlich zu sein scheint. Erst als sie auf Ungereimtheiten in der alten Akte stößt, wird sie wirklich misstrauisch. Es fehlen wichtige Dokumente und die Beweislage ist überhaupt nicht lückenlos dokumentiert. Sie ermittelt auf eigene Faust weiter und nimmt das nachbarschaftliche Polizeirevier genauer unter die Lupe. Doch noch bevor sie auf verwertbare Beweise stößt, wird Joseph vom SEK erschossen, und alle anderen potentiellen Zeugen hüllen sich in Schweigen …

 

Meinung

 

Dies ist der mittlerweile neunte und damit auch aktuellste Fall der Kate-Burkholder-Reihe, mit dem die amerikanische Autorin Linda Castillo die Lebensweise der amischen Bevölkerung und ihre religiösen Überzeugungen literarisch mit einem spannenden Kriminalfall verbindet. In allen Büchern geht sie dabei auf die spezifischen Eigenheiten dieser Bevölkerungstruppe ein und zeigt immer wieder, dass es auch unter gottesfürchtigen Menschen viele dunkle Geheimnisse und mörderische Fallstricke gibt.

Da ich im Jahr 2018 die gesamte Buchreihe im Rahmen einer Challenge in chronologischer Reihenfolge gelesen haben, fällt ein Vergleich der Einzelbände möglicherweise anders aus, als wenn zwischen den einzelnen Büchern mehr Zeit vergangen wäre. 

Auch in diesem Buch, kommt der erzählerische Charakter mehr zum Ausdruck und die Spannung wird zu Gunsten der Hintergrundgeschichte etwas flach gehalten. Es gelingt der Autorin dennoch, ihre Figuren sehr bildlich und informativ auszuschmücken, selbst wenn sich Vieles wiederholt und man als treuer Leser keine neuen Aspekte mehr entdecken kann. Der Plot ist in sich geschlossen, der Ausgang der Kriminalhandlung absehbar und dennoch unterhaltsam. Ich könnte für fast jeden Aspekt ein Plus und Minus anführen. Generell würde ich den ersten 6 Bänden der Reihe ein weit größeres Spektrum an Inspiration zuschreiben, als den danach folgenden, einfach weil die Gewöhnung einsetzt und damit irgendwo auch die Leseflaute.

 

Fazit

 

Ich vergebe 3,5 Lesesterne (aufgerundet 4) für den aktuellen Band dieser Kriminalreihe. Ein unterhaltsamer, leicht verständlicher Erzählstil, eine ambitionierte Polizistin und ihre eigene Vergangenheit werden hier leserfreundlich aufbereitet. Allerdings darf man nicht den absoluten Nervenkitzel erwarten oder andere innovative Entwicklungen im Rahmen eines Mordfalles. Alles scheint man so ähnlich bereits irgendwo gelesen zu haben, so dass sich diese Geschichte weniger grandios anfühlt und sich auch nicht ins Gedächtnis gräbt. Insgesamt beurteile ich die Reihe dennoch positiv, möglicherweise reizt sie mehr, wenn man zwischen den Einzelbänden einen längeren Zeitraum verstreichen lässt und sie dann wieder neu entdeckt.