Rezension

Die Geschichte hat mehr Potential

Finde mich. Jetzt - Kathinka Engel

Finde mich. Jetzt
von Kathinka Engel

Bewertet mit 3 Sternen

Zum Inhalt (Klappentext):

Von der Liebe bitter enttäuscht, zieht Tamsin zum Literaturstudium ins kalifornische Pearley. Sie möchte sich voll auf sich selbst konzentrieren, den Männern hat sie ein für alle Mal abgeschworen. Doch dann trifft sie auf Rhys. Er ist unnahbar und faszinierend. Was Tamsin nicht weiß: Er saß seine gesamte Jugend unschuldig im Gefängnis. Jetzt muss Rhys sich plötzlich in einer ihm völlig fremden Welt behaupten. Auch er fühlt sich zu Tamsin hingezogen, die ihm voller Tatendrang hilft, alles Verpasste nachzuholen. Langsam beginnt er wieder zu vertrauen. Doch Rhys hat Tamsin noch längst nicht alles erzählt … 

 

Meine Meinung:

Ich muss an dieser Stelle erwähnen: Ich bin in dieses Cover verliebt! Vor allem wann man es in der Hand hält, ist es noch schöne als ein Foto davon. Schon alleine deswegen wollte ich dieses Buch lieben. Leider hat es nicht ganz funktioniert. 

Der Einstieg in das Buch ist mir gut gelungen. Die Geschichte wird abwechselnd aus Tamsin und Rhys Sicht in der 1. Person erzählt. Dabei sind die Kapiteln ziemlich kurz, sodass die Sichtwechsel recht häufig stattfinden. Mich persönlich hat es nicht gestört.

Es treffen zwei Charaktere auf einander, die nicht unterschiedlicher sein könnten: Tamsin kommt aus eine wohlhabende Familie. Sie will die Pläne ihrer Eltern aber nicht verfolgen und nun folgt sie ihren eigenen Traum, der nur von ihrem Großvater unterstützt wurde, der aber leider verstorben ist. Ihr letzte Beziehung ging kurz vorher zu Bruch und Tamsin hat den Männern abgeschworen. Bis sie Rhys trifft. Tamsin lebt ein bisschen in der Vergangenheit (sie steht auf Klamotten aus der 80er und mag Schallplaten). Sie ist recht tough, da sie ihren eigenen Weg geht. Sie hat schöne Träume für ihr Studium und sie ist nicht auf den Mund gefallen. 

Nachdem Rhys sechs Jahre im Gefägnis verbracht hat, muss er sich erstmal in der "neuen" Welt zurecht finden. Verständlichweise. Außerdem hat er einige Dämone aus der Vergangenheit, die er zu bekämpfen hat. Rhys hat im Verlauf des Buches die größte Entwicklung gemacht: Am Anfang verschlossen und schüchtern zu einen jungen Mann, der Verantwortung übernehmen will und einige tolle Freundschaften schließen konnte. 

Der Geschichtsverlauf ist soweit ganz in Ordnung. Einige Sachen sind vorhersehbar, was aber in Ordnung ist, weil das Genre das nunmal mit sich bringt. Einige Sachen sind nicht ganz so realistisch, aber auch das ist okay. Viele Sachen hätten aber zu Ende gedacht werden müssen. Das Tempo ist an einigen Stelle super schnell, wo jedoch ein bisschen mehr Raum nötig wäre, damit auch diese Teile der Geschichte ordentlich erzählt werden. Da müsste man aber von der eigentlichen Liebesgeschichte weggehen. Vielleicht wurde das deswegen nicht weiter verfolgt. Man wird mit halbherzigen Lösungen abgespeist. 

 

So ähnlich erging es mir auch mit der Beziehung zwischen Tamsin und Rhys. Es geht viel zu schnell, ohne das wichtige Punkte, wie das psychisch verarbeiten der Gefägniszeit von Rhys wirklich ein Thema sind. Das Problem dabei: Rhys Vergangenheit ist nunmal grundlegend wichtig für das Buch. Das hätte aber besser ausgearbeitet werden müssen. Auch nach einem Streit, war zu schnell alles wieder in Ordnung, ohne dass das Problem gelöst wurde. 

 

Ich weiß nicht warum, aber ich konnte mich mit Tamsin nicht richtig anfreunden. Sie hat mich zwischendurch auch ein bisschen genervt. An vielen Stellen war sie richtig naiv, wo sie wiederum vorher aber bewiesen hat, dass sie gar nicht so naiv ist. Die Geschichte mit ihren Eltern fand ich blöd und stellenweise unnötig. Kein Elternteil würde sich auf diese Weise verhalten, wenn sie ihr Kind wirklich lieben! Mir haben allgemein auch ein paar Hintergrundinfos gefehlt, um Tamsin richtig zu verstehen. Ich fand es auch sehr schade, dass sie an der neuen Uni kaum neue Freunde gemacht hat. Dabei ist sie doch recht kommunikativ und vor allem am Anfang des Studiums lernt man unglaublich viele Leute kennen. Ihre Freundschaften beschränken sich eigentlich auf Sam, ihren Kindheitsfreund und Zelda. Über Zelda hätte ich gerne mehr erfahren, aber sie bekommt in Band 2 die Chance dazu.

Rhys fand ich da schon spannender. Über ihn wusste man auch ein bisschen mehr, auch wenn meiner Meinung nach trotzdem nicht genug. Ich fand seine "kindliche" Freude auch ganz süß und passend. Andere Sachen haben mich aber genervt. Er verhält sich z. B. gegenüber Amy, eine Sozialarbeiterin, total unmöglich. Ich verstehe nicht warum! Amy ist super, vor allem zum Ende hin entwickelt sie sich immer mehr. Sein Verhalten konnte ich nicht verstehen. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass Rhys Fehler während seines Neustarts keine langfristige Konsequezen hat. Das finde ich auch nicht richtig, wie soll er sonst daraus lernen? 

 

Alles in allem war es für ein Debütroman vollkommen in Ordnung. Ich habe das Buch relativ schnell durchgelesen, da der Schreibstil wirklich angenehm ist. Ich finde es nur sehr schade, dass man viel mehr aus dieser Geschichte hätte machen können!