Rezension

Die Geschichte lässt einen nicht los – packendes Familiendrama

Das Nachtfräuleinspiel - Anja Jonuleit

Das Nachtfräuleinspiel
von Anja Jonuleit

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem die 16jährige Annamaria am Fastnachts-Donnerstag einen schlimmen Albtraum erlebt hat und ihr keiner wirklich glauben will, was ihr angetan wurde, scheint sich für sie alles zum Guten zu wenden, als sie im „Haus der Glücklichen Familie“ bei Liane van der Berg aufgenommen wird. Liane ist erfolgreiche Therapeutin, Erziehungsexpertin, Buchautorin und Mutter von fünf Kindern. Es scheint alles perfekt zu sein.

Doch ist Annamaria mit ihrer kleinen Tochter bei der Familie wirklich sicher?

 

Meine Meinung:

Der Roman mit seinen fast 500 Seiten erscheint sehr umfangreich. Durch die überaus packende Erzählweise und die unterschiedlichen Perspektiven, aus denen er erzählt wird, lässt er sich aber unglaublich schnell lesen. Ich war von „Das Nachtfräuleinspiel“ sofort gefesselt. Endetet ein Abschnitt aus der Sicht von Liane oder Annamaria (die auch in verschiedenen Zeiten spielen), war ich fast schon traurig, dass er aufhörte, wobei ich gleichzeitig immer wissen wollte, wie es an der anderen Stelle weitergeht.

Die Personen und die gesamte Szenerie werden von Anja Jonuleit extrem subtil und geschickt, aber immer nachvollziehbar, beschrieben. Nach und nach tun sich dem Leser / der Leserin immer mehr menschliche Abgründe auf. Dabei versteht es die Autorin gekonnt, sehr unheimliche und geheimnisvolle Vorgänge mit eher positiven Szenen zu mischen, wobei sich die unheimlichen Szenen, die einem Angst machen, im Laufe des Romans in einem Spannungsbogen auch zusätzlich steigern.

Auf interessante Art und Weise werden Konzepte und Ansichten aus der 1968er Szene, verschiedenen Erziehungs- und Therapiemethoden, Ernährungskonzepte etc. in die Handlung eingeflochten, was ihr zusätzliche Tiefe gibt und ein nachvollziehbares Grundgerüst ist.

Der Roman war zwar irgendwie anders, als ich erwartet hatte, aber er hat mir sehr gut gefallen.

 

Fazit:

Ich habe selten einen Roman gelesen, der auf so subtile und gleichzeitig konsequente Art ein Familiendrama thematisiert, das Stück für Stück enthüllt wird. Ich war von Anfang bis Ende gefesselt!