Rezension

Die Gouvernanten - ad absurdum

Die Gouvernanten -

Die Gouvernanten
von Anne Serre

Bewertet mit 5 Sternen

Eine surreale und in sich geschlossene Welt. Eine märchenhafte Welt beschreibt Anne Serre in ihrem Roman „Die Gouvernanten“. Eine Villa auf einem Grundstück, umgeben von einem Wald, einem Park, ein Paar, welches diese Villa besitzt und bewohnt, Monsieur und Madame Austeur und dann gibt es die drei Gouvernanten in dem Haus, Éleonore, Inés und Laura, eingestellt für Lustbarkeiten aller Art und die Erziehung einer ebenfalls anwesenden zahlenmäßig unbekannten Gruppe von Jungen. Weitere Bewohner sind die Hausmädchen, ebenfalls eine Gruppe mit unbekannter Zahl. Ein weiterer Charakter ist ein älterer Herr, wohnhaft in einem benachbarten Haus, der die Gouvernanten beobachtet, aber zugleich auch von einer der drei Gouvernanten umsorgt wird. Als weitere Akteure dieses Schauspiels sind noch Männer zu nennen, denen die Gouvernanten am Tor begegnen, wie von den Frauen angelockt, von den Frauen becirct, warten diese am Tor auf sich bietende Gelegenheiten. Und für manche von ihnen bieten sich Gelegenheiten, das Tor öffnet sich und eine wilde Jagd im Wald, im Park beginnt, wobei die Gejagten hier die Männer sind und die jungfräulichen Jäger die nymphenhaften Gouvernanten. Und auch dieses Treiben findet einen Beobachter im Nachbar und ebenso wird dies aber auch von den anderen Bewohnern des Hauses beobachtet und toleriert. Nur Madame Austeur findet etwas weniger Gefallen an diesem Treiben.

 

Was für eine Geschichte! Sinnlich und provokant stellt Anne Serre hier unsere bekannte Welt auf den Kopf und nimmt sich Anleihen aus einer viktorianischen Welt, zumindest wirkt dies auf mich so, ohne es irgendwie benennen zu können. Ebenso wie aus den verwunschenen Welten der Märchen Anleihen genommen werden und ebenso blitzt hier auch ab und zu ein Gedanke an die griechische Götterwelt in mir auf. Wie auch die Bewohnerschaft des Hauses ein Bild ergibt, ein Paar und Jungen und Mädchen, beide zahlenmäßig unbekannt, die einen leben in den Tag hinein, die anderen sind die Hausmädchen, na klingelt da etwas bei uns? Und daneben stehen diese Gouvernanten, obwohl angestellt, sind sie ungebunden, können tun, was ihnen beliebt, sind sie frei, wie in einem sinnlichen Traum.  Und werden bewundert und beobachtet. Die Frau auf dem Silbertablett sozusagen. Die weibliche Lust und das weibliche Begehren für alle präsent und für alle völlig normal. In dieses Begehren gekleidet sind die Gouvernanten, die ja eigentlich alles andere als begehrlich sein sollen. Die altbekannte Gouvernante ad absurdum geführt. Ein interessantes Bild. Ein unstimmiges Bild, aber dennoch ein stimmiges Bild. Ein Traum. Ein Märchen. Interessant! Und herrlich zu lesen.

 

Noch ein paar Worte zu diesem wunderschönen Cover, zu der wunderschönen Gestaltung. Berenberg Bücher sind sowieso eine Augenweide für mich, aber dieses hier ist einfach wunderschön, sinnlich und bestechend, das Äußere und das Innere dieses wunderschönen Buches von Anne Serre.

 

Lesen!