Rezension

» Die graue Horde wirkte fast wie eine einzige Kreatur. «

BRUTAL PLANET - Sean P. Murphy

BRUTAL PLANET
von Sean P. Murphy

Bewertet mit 5 Sternen

Habt ihr euch schon einmal Gedanken darüber gemacht, wo ihr Schutz vor einer Horden untoter Kannibalen suchen würdet?
Vielleicht in einem Bunker? Hochhaus? Einsame Insel? Auf einem Schiff?

In „Brutal Planet“ landen wir mitten auf hoher See, auf der Suche nach Sicherheit, doch stattdessen landen wir von einer Katastrophe in die Nächste. Wir wissen genauso viel wie unsere Protagonisten, fast gar nichts, außer das das Ende der Welt gerade seinen Anfang genommen hat. Wir zittern vor Angst, spüren förmlich den Schweiß im Nacken als wir auf eine rettende Insel zusteuern und Ausschau nach Gefahren halten und riechen förmlich den Dunst von unzähligen verwesenden Körpern.

Sean P. Murphy hat einen kaltblütigen Schreibstil, der einen ab einem gewissen Abschnitt mit sich reißt wie die Strömung in einem eiskalten Fluss. Er spielt mit seinen Charakteren genauso effektiv, wie mit seinen Lesern. Ich fühlte mich vollkommen wehrlos gegen den Sog dieser Geschichte und das obwohl mich die kuriosen Zeitsprünge mächtig genervt haben und mir John, unsere Leitperson, nicht gänzlich sympathisch war. Aber irgendwie machte ihn seine unperfekte Art auch wieder viel greifbarer und seine Anspannung übertrug sich dadurch vielleicht noch eher auf mich. Allerdings machte das seinen plötzlichen heroischen Stellenwert etwas unglaubwürdig, ebenso wie das absurd dilettantische Verhalten vom Militär. Aber auch die sind ja nur Menschen und in jedem guten Endzeitroman muss es die geben, die sich über alles und jeden erhaben fühlen, oder? Und dadurch wendete sich in „Brutal Planet“ auch noch einmal und noch einmal das Blatt, bis die Nerven kurz vorm Zerreißen waren.
Und dann kam das Ende, ein absoluter Overkill für meine geschundenen Nerven. Ein absolutes „what the heck“ - Ende. Viel Platz für eigene Interpretationen und den quälenden Wunsch nach mehr.

Tja, und neben den überraschenderen Wendungen, waren auch die Zombies ein absolutes Highlight. Sie sind anders, heimtückischer, raffinierter und dadurch natürlich viel tödlicher. Okay, ANGSTEINFLÖßENDER sind sie auch. Ganz ehrlich, mir wären langsame Zombies wie in „Shaun of the dead“ deutlich entgegenkommender. Aber Sean P. Murphy hat alles an Albtraumstoff herausgeholt, was ging. Ich denke, er hat sich kaum gezügelt an Boshaftigkeit und Pessimismus. Kurz hatte ich das Abbild von einem der apokalyptischen Reiter im Kopf ..

Und auch das Cover hat für mich voll in‘s Schwarze getroffen, zumindest mit der Zeit. Erst empfand ich es etwas .. stumpf und während, sowie hinter des Lesens wirkte es viel bedeutsamer, heftiger und erschreckender ; ähnlich wie der Aufbau der Geschichte.

Alles in allem ist es für mich ein klares 5 von 5 Highlightbuch.