Rezension

Die Großen Emotionen blieben leider aus

Was ich dich träumen lasse - Franziska Moll

Was ich dich träumen lasse
von Franziska Moll

Bewertet mit 4 Sternen

Der erste Satz

"Wie schön er ist."

Meine Meinung
Elena und Rico stehen kurz vor ihrem Abitur. Sie sind schon fast ein ganzes Jahr zusammen und unendlich glücklich. Für beide könnte es nicht besser laufen, doch dann schlägt das Schicksal sehr bitter zu. Rico fällt nach einem schweren Unfall ins Koma. Elena leidet unter Schuldgefühlen und macht fortan alles, um ihn zurück ins Leben zu holen. Wird sie es schaffen?

"Du warfst dich mir einfach zum Fraß vor, ohne zu zögern. Du tapferer, mutiger Held in der schimmernden Rüstung. Du Prinz Charming, der dornigen Hecken mit dem Schwert zerschlägt und Flüche mit Küssen bannt.
Seite 52 "

Zu Elena habe ich ein zwiespältiges Verhältnis entwickelt. Auf der einen Seite ist sie mir ein bisschen zu kalt, was ihre Gefühle angeht, aber auf der anderen Seite kann ich sogar verstehen, warum sie so geworden ist. Ich habe mich oft gefragt, wie sie so mit der Situation, ihren Liebsten im Koma zu sehen, umgehen kann.
Ich habe gemerkt, wie sehr sie ihn liebt und wie stark sie versucht ihn aus dem Koma zu befreien.
Rico ist das ganze Gegenteil von Elena. Er ist sehr warmherzig und unglaublich emotional. Er trägt sein Herz am rechten Fleck. Ich habe ihn ab der ersten Szene gemocht und war erschüttert, als es zu dem Unfall kam.
Elenas Freund lernen wir im Hier und Jetzt nur sehr kurz kennen. Das Meiste erfahren wir über ihn in Rückblenden, wenn Elena über ihn nachdenkt und mit ihm spricht. Er vergöttert seine Freundin und tut einfach alles für sie. Die Zwei sind füreinander geschaffen. Eine Liebe, wie sie im Buche steht.
Tim, ein Krankenpfleger, den Elena im Krankenhaus kennen lernt, war mir am Anfang noch suspekt. Doch er hat im Laufe der Geschichte so sehr seinen Charakter verändert, sich eben so zum Positiven entwickelt, das ich ihn gar nicht mehr nicht mögen konnte.
Alle anderen Charaktere sind meiner Meinung nach leider etwas zu blass geblieben.

"Die Außenwelt ist eine Welt zuviel. Eine Welt, in der ich mich nicht mehr auskenne, obwohl ich noch vor wenigen Stunden mitten in ihr lebte. Sie ist zu prall, zu durcheinander, viel zu viel von allem.
Seite 68 "

Franziska Moll erzählt die Geschichte der Liebenden etwas anders, als man es vielleicht gewohnt ist. Sie springt gerne mal in der Zeit, was man trotz fehlender Kennzeichnung aber meist sehr schnell mitbekommt. Außerdem benutzt sie in diesen Rückblicken nicht die übliche wörtliche Rede, sondern setzt anstatt des " nur einen einfachen Punkt. Auf das abschließende " verzichtet sie gänzlich. Da dies zu Anfang ein bisschen schwierig war, wusste ich manchmal leider nicht, ob nun Elena, oder Rico redet und musste noch mal ein paar Zeilen zurück schauen. Mit der Zeit habe ich mich aber dran gewöhnt und empfand es schließlich auch nicht mehr als störend. Bis auf diese Kleinigkeit schreibt Franziska Moll phantastisch. "Was ich dich träumen lasse" lässt sich gut und schnell lesen. Der Titel des Buches passt meines Erachtens wie die Faust aufs Auge und auch das Cover finde ich einfach wunderschön.
Passend fand ich ebenfalls das Lied von Jupiter Jones "Still", welches einen festen Platz in diesem Roman hat. Ich habe während des Lesens dieses Lied auch im Ohr gehabt und da ich selbst eine besondere Beziehung zu dem Song habe musste ich ein paar Mal tief durchatmen.
Nur leider war eben nur dieses Lied der Grund dafür, das ich manchmal ein bisschen emotional wurde...

Was ich als großes Manko empfunden habe ist das Ende: Es kommt so plötzlich. Ich hatte das Gefühl, als hätte die Autorin nicht mehr gewusst, was sie noch schreiben könnte und dann eben alles schnell zu Ende gebracht. Der ganze Roman war sehr stimmig, aber das Ende kam so Knall auf Fall, dass ich schon ein bisschen enttäuscht war.

Fazit
Erneut musste ich lange nachdenken, wie ich diesen Roman bewerten soll. Der am Anfang gewöhnungsbedürftige Schreibstil hat schon einmal dazu geführt, das ich leider keine volle Punktzahl geben kann. Hinzu haben mir die Emotionen von Elena gefehlt. Sie steht so unter Schock und hat schon so viel erlebt, dass sie ihre Gefühle tief in ihrem Inneren verbirgt. Ich kann dies nachvollziehen und doch hätte ich es persönlich schöner und emotionaler gefunden, wenn sie mehr von ihrem Inneren nach Außen gekehrt hätte. Als ich das Buch angefangen habe, habe ich fest damit gerechnet bestimmt in Tränen aufgelöst die Geschichte zu lesen, aber bis auf ein paar Stellen, wo Jupiter Jones ihre Finger mit im Spiel hatten, war ich leider nicht so berührt, wie ich zu Anfang noch gedacht habe. 
Und natürlich muss ich auch noch mal meinen persönlich größten Minuspunkt erwähnen: Das Ende. Es war mir zu schnell, zu "Knall auf Fall". Meiner Meinung nach hätte man daraus noch mehr machen können. So war ich vom Buch, mit ein paar kleineren Abstrichen, schon begeistert, aber das Ende fand ich leider doch enttäuschend.
Nichts desto Trotz ist "Was ich dich träumen lasse" ein schöner Roman, der mich nachdenklich zurück gelassen hat und den ich trotzdem weiter empfehlen kann.