Rezension

Die Handlung endet kurz nachdem sie endlich Fahrt aufgenommen hat

Die Drachenwandler 1: Fire in your Eyes - Annika Hanke

Die Drachenwandler 1: Fire in your Eyes
von Annika Hanke

„Fire in your eyes“ ist der erste Band der Drachenwandler-Reihe von Annika Hanke. Die Reihe ist bisher nur als E-Book erschienen, ob eine Veröffentlichung als Druckwerk geplant ist, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.

 

Worum geht es?

In diesem Jugendbuch lernt Protagonistin Romy gerade mit ihrer sehr schlauen besten Freundin und deren Freund für Prüfungen im Park, als Hamburg plötzlich angegriffen wird und sich in ein Kriegsgebiet verwandelt. Drachen, Wandler, Berkane - alle Angreifer und potentielle Gefahr. Vorerst zumindest, denn die Drachenwandler befinden sich auf der Suche nach den Bruchstücken eines Juwels, das ihre Existenz retten kann und das auf die Erde gefallen ist. Die Menschen sind nicht die Zielgruppe, sondern geraden mehr oder weniger zufällig zwischen die Fronten. Doch EIN Erdling ist besonders und wird dringend für die Suche gebraucht und gerät nicht nur deshalb ins Visier der Anführer der Drachenwandler

 

Meine Meinung

Die Rahmenhandlung finde ich spannend, auch, wenn die einzelnen Elemente (Suche nach einem zerbrochenen Juwel wird zum Beispiel auch in dem Nintendospiel Yoshi’s Crafted World und anderen Teilen der Serie als Rahmenhandlung verwendet) nicht neu sind, so versprach der Klappentext gerade als Jugend und Young Adult Buch eine gute Unterhaltung und eine spannende potentielle Liebesgeschichte zwischen Romy und dem Anführer der Drachen.

Wer damit gerechnet hat, liegt zumindest in Band 1 daneben. Denn 50 Seiten, nachdem die Handlung, die eher an Shakespears Stücke erinnert (leider nicht vom Gefühlsfaktor, sondern nur vom Blutvergießen), endlich etwas Fahrt aufnimmt, endet die Geschichte dort, wo ich Band 1 eigentlich handlungsmäßig vermutet hatte, und lässt mich daher neugierig auf Band 2, aber extrem enttäuscht von Band 1 zurück.

Viele Menschen, die Romy nahe stehen, finden in der Handlung den Tod oder werden verschleppt. Die Trauer wird zwar im Buch kurz erwähnt, ist jedoch nicht spürbar. Es kam mir vor, als wäre der Verlust Jahre her, und nicht erst Tage, so, wie Romy und auch andere damit umgegangen sind. Ich hatte beim Lesen nicht mal Tränen in den Augenwinkeln, obwohl mir der Verlust von Nahestehenden von Protagonisten meist extrem nahe geht, da ich selbst das Thema Tod meiner Liebsten seit langer Zeit versuche aufzuarbeiten. Im emotionalen Bereich fehlen mir Schilderungen, wodurch viele Charaktere für mich sehr flach wirken.

Für mich liest sich der erste Teil leider eher nach einem Drehbuch mit fehlenden Regieanweisungen als ein Jugendfantasyroman. Da mir die letzen Seiten sehr gut gefallen haben, würde ich dem zweiten Band noch eine Chance geben.

Weiterempfehlen kann ich den ersten Band jedoch nicht, da ich niemanden kenne, der wiederholt von Angriffen und Gemetzel ohne spürbare Konsequenz oder Veränderung lesen möchte. Wesentliche Inhalte werden so oft wiederholt (z.B. dass die Splitter gesucht werden), dass ich innerlich schon die Augen verdreht habe, als die Information wieder und wieder im Buch auftauchte –und zwar nicht in Dialogen mit Charakteren die davon nichts wussten. Hier würde ich das Lektorat auch in der Pflicht sehen, da es sich um keinen Indyroman handelt (wo so etwas passieren kann, weil Budget und Erfahrung fehlen).

 

Fazit: Wenig Handlung, viel Redundanz, viel Blutvergießen, wenig Gefühl, Charaktere bleiben flach und machen in Band 1 keine nennenswerte Entwicklung durch.