Rezension

Die "helle Seite der Macht" hat mir noch besser gefallen

QualityLand - Marc-Uwe Kling

QualityLand
von Marc-Uwe Kling

Bewertet mit 4.5 Sternen

Helle oder dunkle Ausgabe ist die Frage, die sich der Leser wohl zum Buch QualityLand stellt.

Marc-Uwe Kling gibt hier http://www.marcuwekling.de/faq/ unter Frage Nr. 6 folgenden - wie ich finde guten - Hinweis: "Ist im Prinzip eine Jedi-Frage. Siehst du dich eher auf der hellen oder der dunklen Seite?".

Die eigentliche Geschichte ist identisch, aber ab und zu gibt es zwischen den Kapiteln "Neuigkeiten aus QualityLand", die in den beiden Ausgaben verschieden sind. Am Ende des Buches gibt es einen Link zu den Texten der jeweils anderen Ausgabe. Man verpasst also nichts.

Ich habe beide Ausgaben gelesen und als besser zu mir passend hat sich die helle Ausgabe herausgestellt. Die durch die zwischen den Kapiteln eingestreuten "Neuigkeiten aus QualityLand" entstandene Stimmung hat mir hier besser gefallen. Die der dunklen Ausgabe habe ich als vergleichsweise aggressiv-brutal empfundenen, die der hellen Ausgabe hingegen als witzig-kurios. So bekommt man in der hellen Ausgabe beispielsweise den Tipp, sein selbstfahrendes Auto doch auch mal ins Autokino zu schicken, damit es sich gut fühlt. In der dunklen Ausgabe gibt es z.B. die Nachricht, dass einer Familie fälschlicherweise statt einem Staubsauger ein Kampfroboter geliefert wurde und dass dies nicht gut ausgegangen ist.
Da man wie gesagt über einen Link die Texte der anderen Ausgabe nachlesen kann, könnte man sich auch einfach anhand der Optik für eine der Ausgaben entscheiden. Hier muss ich zugeben, dass die schwarze Ausgabe wesentlich schicker aussieht als die Graue.
Aber ob helle oder dunkle Ausgabe bleibt sicherlich Geschmacksache, wobei eingefleischte Fans sicherlich beide Ausgaben im Regal stehen haben möchten.

 

Zum Inhalt und darüber wie mir das Buch gefallen hat zitiere ich aus meiner Rezension zur dunklen Ausgabe:

"In der Zukunftssatire QualityLand führt uns Marc-Uwe Kling in eine Zukunft, in der man keine Entscheidungen mehr trifft - sie werden für einen getroffen. Algorithmen optmieren das Leben, sei es bei der Partnerwahl oder bei Shop-Lieferungen. Das eigene "Level" reguliert Job, Partner, Freunde, etc. Überhaupt gibt es in QualityLand nur den Superlativ. Alles bestens, oder?

Als die Hauptfigur Peter eine nicht gewollte Lieferung erhält und diese zurückgeben will, wird es kompliziert, denn das System macht doch schließlich keine Fehler? Begleitet auf seinem ungewöhnlichen Weg wird er von einer Reihe liebenswürdiger Roboter, die alle eine Macke haben und eigentlich verschrottet werden sollten. Fehlt nur noch das Känguru?... nunja, irgendwie kommt es indirekt schon zu Wort... aber es würde in diese Runde auch gar nicht reinpassen.

Das Ganze ist schon ziemlich witzig und es gibt natürlich viel zu lachen. Teilweise ist die Geschichte auch ganz schön abgedreht. (Witzig fand ich auch die enthaltenen Anspielungen auf Bücher, Filme, Musik.)

Aber es ist auch gruselig. Denn so manches könnte durchaus passieren (!) und allein schon die Entwertung des Kusses, dadurch dass man sich nicht mehr mit Finger- sondern mit Lippenabdruck verifiziert, lässt mich schaudern.

Dass sich dann allerdings der Präsidentschaftskandidat, der ein Androide ist, als der bessere "Mensch" entpuppt, ließ mich paradoxerweise seinen Wahlsieg herbeiwünschen.

Das Buch lässt mich nicht nur gut unterhalten, sondern auch nachdenklich zurück. Wohin führt uns der Weg der Datenkraken in unserer Realität?

Das Ende war für mich allerdings nicht ganz rund, ist aber nur mein persönlicher Geschmack. Irgendwie war die Geschichte so plötzlich zu Ende, mir hat da noch etwas weiter Abschließendes gefehlt.“