Rezension

Die Hexenjägerin, die wegen Hexerei angeklagt wird

Witch Hunter
von Virginia Boecker

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Autorin verbindet historische Begebenheiten mit einer fiktiven Welt, soll heißen: Das Buch ist an das historische England aus dem 16. Jahrhundert angelehnt, dennoch hat die Autorin einige Umstände verändert und ihrer Geschichte angepasst.
Der Fokus liegt auf der Hexenverfolgung, und die war bekanntlich grausam. Dies ist in dem Buch nicht anders. Auch hier werden lauter Unschuldige wegen teils zweifelhaften Gründen zum Tode verurteilt - dies muss Elizabeth am eigenen Leib erfahren. Doch in dem Buch gibt es Magie wirklich ...

Das Buch ist sehr fesselnd, sodass ich es an einem Nachmittag durchlas, vollkommen vertieft in diese historisch angehauchte Welt. Das Ende ist einigermaßen abgeschlossen, trotz dass es sich um einen Reihenanfang handelt.
Action ist mit Sicherheit ausreichend vorhanden, schon auf den ersten Seiten ist der Leser mitten im Geschehen, da Elizabeth hier gleich ein paar besonders störrische Magier festnimmt. Informationen werden zu Beginn nur nebenbei vermittelt, von Anfang an ist Spannung da. Dabei wurde ich auch immer mal wieder überrascht, und die Handlung verlief nicht immer so, wie ich es erwartet hatte.

Die Liebesgeschichte spielt sich auch nur im Hintergrund ab, wer hier Wert auf große Gefühlsausbrüche- und entwicklungen legt, ist falsch. Entwicklung ist durchaus da, nur eben unterschwellig. Auf unnötige Dramen wird verzichtet, der Fokus liegt klar auf der eigentlichen Handlung.
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass das Buch ziemlich schnell in meinem Kopf verblasste und sich die mystische Geschichte wieder zwischen die Buchdeckel verzog.

Elizabeth ist eine eher ungewöhnliche Heldin. Sie ist eine der besten Hexenjäger und hat eine dementsprechende Ausbildung absolviert, das heißt, dass sie sehr gut kämpfen kann - und nahezu unverwundbar ist. Nachdem sie auf einmal verraten wird, steht ihr ganzes Weltbild in Frage und sie muss herausfinden, auf welcher Seite sie stehen will.
Sie ist einerseits selbstbewusst, zielstrebig und will die ihr nahestehenden Menschen schützen, auf der anderen Seite hat sie aber auch eine schwache Seite, hat Ängste und Sorgen. Das macht sie zu einem tiefgründigen Charakter. Auch über ihre Vergangenheit erfährt der Leser viel, was ihr ebenfalls Tiefgründigkeit verleiht.

Auch die Nebencharaktere verbergen oftmals Vielschichtigkeit, die bei einigen mehr, bei anderen weniger ausgearbeitet wurde. Viele sind sehr liebenswürdig, sodass man sie einfach gern haben muss, manche sind für Überraschungen gut.
Die klare Gut-Böse-Einteilung verschwimmt schnell, da Elizabeth ihre bisherigen Prinzipien in Frage stellen muss und zwischen ihren Werten und der Realität steht. Sie wird von ihrem eigentlichen Todesfeind aufgenommen, während ihr Lehrmeister sie im Stich gelassen hat ...

Fazit: Fesselnde, historisch angehauchte Geschichte über Magie und Hexenverfolgung mit einer starken, tiefgründigen Protagonistin!