Rezension

Die historischen Zusammenhänge überzeugen, der Krimianteil weniger

Der Angstmann - Frank Goldammer

Der Angstmann
von Frank Goldammer

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Der Angstmann" ist leider an manchen Stellen etwas verwirrend geschrieben. Nicht immer konnte ich die verschiedenen Verdächtigen auseinander halten. Außerdem hat mich die Lösung des Falles nicht richtig überzeugt. Mir war das etwas zu überzogen dargestellt, ich hätte eine andere Entwicklung sehr viel glaubwürdiger empfunden. 

Allerdings hat der Roman tatsächlich andere Stärken, auch wenn ich finde, das der Krimianteil  verbesserungswürdig ist. Goldammer gelingt es nämlich, gerade die chaotische Zeit, kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges und damit auch dem Ende der nationalsozialistischen Regierungszeit, darzustellen. Vieles was der Autor hier beschreibt, war tatsächlich so. Etwa die Mühlen der Propaganda, die trotz der Aussichtslosen Lage weiterhin von einem großen Endsieg sprach. Mythen und Legenden um eine geheime Superwaffe machten die Runde.  Und auch das vermeintliche Ideal sich für das Vaterland bis zur letzten Minute zu Opfern hielt sich unerbittlich. 
Gleichzeitig wurde der Bevölkerung immer klarer, das hier kein Sieg mehr zu holen war. Gerade auch die Menschen glaubwürdig zu beschreiben, ohne dabei in die Falle zu rutschen nur ja keine Täterfiguren darzustellen. Das gelingt Goldamer wirklich sehr gut. Er versucht die Ambivalenzen jener Zeit einzufangen und hat bei mir dafür gesorgt, das ich weiterlesen wollte. Was ist chaotischer als eine Mordermittlung zwischen den Trümmern, inmitten von Bombenangriffen. 
Ich denke der Autor kann sich noch Steigern und ich bin gespannt, wie sich die Reihe noch entwickeln wird. Zumindest mal ein zweiter Band ist bereits angekündigt.