Rezension

Die Hörigen von Giebelstadt

Die Täuferin - Jeremiah Pearson

Die Täuferin
von Jeremiah Pearson

Bewertet mit 4 Sternen

Anfang des 16. Jahrhunderts lebt in Böhmen in einem kleinen Dorf Namens Kunwald eine Gemeinschaft von gläubigen Christen. Sie verstecken sich hier vor der katholischen Kirche, da sie der Meinung sind jeder Mensch hat das Recht über sein Leben selbst zu bestimmen und auch Lesen und schreiben zu können. Sollten sie jemals entdeckt werden, droht ihnen der Tod auf dem Scheiterhaufen. Kristina wächst in dieser Gemeinschaft auf, sie macht es sich zu ihrer Aufgabe den Menschen auch außerhalb dieser Gemeinschaft das Lesen und Schreiben beizubringen. Gemeinsam mit einigen Gleichgesinnten begibt sie sich auf die gefahrvolle Reise nach Mainz.

Auf ihrem Weg dorthin geraten sie mitten in einen Krieg. Nun sind sie auf das Wohlwollen eines einfachen Söldners angewiesen. Lud steht in den Diensten von Dietrich Geyer, Ritter von Giebelstadt. Lud ist ein Leibeigener ohne eigenes Recht, aber trotzdem seinen Herrn treu ergeben. Er selbst führt einen kleinen Trupp Soldaten aus seinem Dorf Giebelstadt an. Die Jungen vertrauen ihm und fürchten ihn gleichzeitig. Lud hat vor Jahren eine Pockenepidemie überlebt, ist aber davon schwer gezeichnet. Hier im Krieg treffen nun die gläubige Kristina und der hörige Lud aufeinander, ihr Schicksal scheint sich zu verbinden.

„Der Bund der Freiheit“ ist der Auftakt einer Trilogie aus der Feder von Jeremiah Pearson. Der Autor hat schon einige Drehbücher erfolgreicher Filme wie zum Beispiel „Auf der Flucht“ geschrieben. Diese Buchreihe ist im original in Amerika bereits veröffentlicht und so kann der deutsche Leser hoffen, dass die folgenden zwei Bände auch bald erscheinen werden. Der deutsche Titel „Die Täuferin“ ist vielleicht nicht geschickt gewählt. Im Original heißt das Buch „The Villeins Trilogie“, was ja so viel wie Leibeigene oder Hörige heißt, und mit Täufern nicht so wirklich, was zu tun hat. So finde ich den Untertitel dann doch etwas irreführend. Die Gemeinschaft der Täufer wird in dieser Geschichte dann auch nicht unbedingt behandelt. Langsam werden nun die einzelnen Charaktere vorgestellt. Es beginnt mit Kristina und ihrer Gruppe, sie dürfen sich alle nach und nach selbst vorstellen und von ihrem jeweiligen Schicksal erzählen. So gibt es auch immer wieder nette kleine Geschichten um die Menschen und ihre Schicksale.

Dann trifft der Leser auf Lud, er ist ein Leibeigener, der sich so seine Gedanken über das Leben macht und schon hinterfragt, ob alles so seinen richtigen Weg geht. Überhaupt werden in diesem ersten Band viele Protagonisten vorgestellt und es dauert eben ein paar Seiten, bis man wirklich in die Geschichte hineinfindet. Zudem gibt es mehrere Handlungsstränge, die zunächst unabhängig voneinander beginnen und erst später zusammenlaufen und sich dann auch wieder trennen. Die Charaktere sind ziemlich unterschiedlich und bunt gemischt. Auf den ersten Blick scheint nichts wirklich zusammenzupassen. Aber so nach und nach erschließt sich dem Leser das Geschehen. Interessant ist sicher die Beziehung von Lud zu seinem Herrn dem Ritter Dietrich Geyer, dieser sorgt sich sehr um seinen Untergebenen, fast schon zu sehr für die damalige Zeit.

Kristina und ihre Gruppe werden auch gut dargestellt. Immer wieder gibt es auch Zweifel, ob ihr Weg der Richtige ist, dies wird nachvollziehbar geschildert. Der Leser lernt die Protagonisten somit immer besser kennen und verstehen. Vielleicht ist die ganze Geschichte historisch nicht immer korrekt aber es handelt sich hier ja auch um einen Roman und kein Geschichtsbuch. Der Erzählstil ist jeden falls angenehm zu lesen und die Protagonisten sind gut dargestellt und bekommen die nötige Zeit um sich zu entwickeln. Deutlich wird vor allem, dass es immer mehr Menschen gibt, die sich gegen die vorhandene Ordnung auflehnen. Nicht nur die Kirche wird sich aufteilen in katholisch und protestantisch, sondern auch die Bauern beginnen zu Fragen ob es nicht auch einen anderen Weg gibt sein Leben zu leben. Viele beginnen damit das Lesen zu lernen und somit auch zu hinterfragen, was richtig ist und was nicht. Dies ist natürlich nicht im Sinne der Kirche und des Adels, so werden die Menschen verfolgt, die versuchen diese Lehren von der Freiheit zu verbreiten.

Schön sind die historischen Karten im Bucheinband. Gleich zu Beginn gibt es einen historischen Einblick und ein ausführliches Personenregister. Das Buch selbst ist noch einmal unterteilt in einzelne Teile, die jeweils betitelt sind. Vor jedem einzelnen Kapitel steht dann auch immer, um wen es sich handelt. So weiß der Leser genau, bei welchem Protagonisten er gerade ist und kann dadurch der Handlung gut folgen.

Auch wenn es sicher das eine oder andere hier zu bemängeln gibt, ist der „Bund der Freiheit“ trotzdem ein schöner historischer Roman über den Beginn der Neuzeit. Am Ende will man einfach Wissen wie es mit Lud und Kristina und deren Leuten weitergeht. Ob sie am Ende ihre Freiheit und ihren Frieden finden werden. Also heißt es warten auf Band 2.