Rezension

Die Hüter des Todes

Scythe 01 - Die Hüter des Todes - Neal Shusterman

Scythe 01 - Die Hüter des Todes
von Neal Shusterman

Bewertet mit 5 Sternen

Die Menschheit hat sich selbst übertroffen und ist am Gipfel der Entwicklung angelangt: endloses Wissen, endloser Wohlstand und ein endloses Leben. Doch der Tod ist nach wie vor präsent. 

Neal Shusterman hat mit „Scythe. Die Hüter des Todes“ einen grandiosen Trilogie-Auftakt geschrieben. Es ist eine Dystopie, in der die Menschen dem Tod von der Schippe springen, Regeln des Lebens und Sterbens selbst erschaffen, und die Hüter des Todes ihrer dunklen Aufgabe nachkommen. 

Meiner Meinung nach geht Neal Shusterman ganz große Themen unserer Gesellschaft an. Er nimmt die Unsterblichkeit her, verpackt sie in einer Welt aus Wohlstand, umwickelt das Paket mit Technik, und stellt den Menschen als Opfer seines eigenen Daseins dar.

Die Jugendlichen Citra und Rowan leben in dieser Welt, in der es keine Kriege, keine Armut und grundsätzlich auch keinen Tod mehr gibt. Die Menschen haben Unsterblichkeit erlangt. Allerdings muss für das Gleichgewicht auf Erden gesorgt und eine Überbevölkerung verhindert werden. Daher gehen die Scythe ihrer Berufung als moderne Sensenmänner nach.

Citra und Rowan sollen zu Scythe ausgebildet werden und nehmen beim eherenwerten Scythe Faraday eine Lehrstelle an. Sie beginnen das Handwerk des Todes zu lernen, obwohl sich in ihnen alles dagegen sträubt. Nichtsdestotrotz erkennen sie, dass diese Aufgabe notwendig ist, denn nur so kann die Balance der Menschheit bewahrt werden.

Neal Shusterman hat sich eine packende Welt ausgedacht, die meiner Ansicht nach gar nicht abwegig ist. Mich faszinieren immer die Perspektiven, mit denen der Autor spielt. Er beruft sich auf gegenwärtige Ängste, Visionen und Szenarien, die er einen konträren Schritt weiterdenkt. Zum Beispiel sieht er die dunkle Seite der Unsterblichkeit, die mit Überbevölkerung, Überfluss und Depression einhergehen kann. Was, wenn einem alle Zeit der Welt bleibt? Ist damit Trägheit vorprogrammiert? Dann legt er das Schicksal der Menschheit in Maschinenhand ohne die panischen Vorstellungen unserer Gegenwart zu erfüllen. Ein Computer ist unbestechlich, kann nicht emotional reagieren und für seine Entscheidungen ausschließlich Algorithmen verwenden. Was bleibt sind perfekt genutzte Ressourcen im Überfluss und ein Wohlstand, der den gesamten Planeten überspannt.

Kernstück der Erzählung ist natürlich die Ausbildung von Citra und Rowan. Die beiden Jugendlichen machen sich gezwungenermaßen auf in die Lehre um Scythe zu werden. Shusterman diskutiert anhand ihrer Erfahrungen die verschiedensten Sichtweisen auf den Tod, wie er begangen werden kann, worin die Würde eines Menschen liegt und wie unterschiedlich der Umgang jedes Einzelnen damit ist.

Obwohl es thematisch ein düsteres Buch ist, hat mir das Lesen sehr großen Spaß gemacht. Die jugendlichen Protagonisten entdecken ihre Welt, hinterfragen sie und verstehen, dass alles immer zwei Seiten hat. Gleichzeitig sorgen ein flüssiger Stil und spannende Szenen für kurzweiliges Lesevergnügen, die von nachdenklich stimmenden Gedanken begleitet werden.

Meiner Meinung nach ist „Scythe. Die Hüter des Todes“ ein großartiger Trilogie-Auftakt, der für mich Highlight-Status hat und den ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.