Rezension

Die Idee ist super!

Rain - Das tödliche Element - Virginia Bergin

Rain - Das tödliche Element
von Virginia Bergin

Bewertet mit 3 Sternen

Meine Meinung: Die Idee ist genial und zugleich erschreckend nah an der Realität orientiert. Giftiger Regen, verseuchtes Grundwasser oder gar kein Wasser. Leider gibt es Länder, die sich schon lange mit ähnlichen Problemen auseinandersetzen müssen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, nicht nach Belieben zu duschen oder Wasser zu trinken.

Allein die Idee gibt so viel Potenzial für Konflikte, dass ich dachte, das Buch könnte gar nicht nicht unterhaltsam sein. Allerdings traf mich die volle Wucht der Wahrheit spätestens nach den ersten paar Kapiteln. Der Schreibstil.
Zuerst dachte ich: Das ist ungewöhnlich und interessant, aber vielleicht gewöhne ich mich ja daran. Dann wollte ich irgendwann nur noch, dass die Protagonistin endlich den Mund hält, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Ihre verdrehten Gedankengänge plus dieser grausame, Leser unfreundliche Schreibstil.
Es gibt unnötige Absätze, zusammengewürfelte Wortkombinationen, verwörtlichte Geräusche (Bsp. WUUUUUUUMMMMMSSSS oder so etwas) und Schimpfwörter werden mit Schmetterlingszeichnungen ersetzt (das fand ich irgendwie cool, muss ich sagen).

Das alles und dieser unsympathische Charakter von Ruby, der Protagonistin, hemmen den Lesefluss ungemein. Zuerst erhofft man sich, dass Ruby ihre unreife Einstellung zur Seite legt und endlich mal anfängt nachzudenken. Später verflucht man sie nur noch, weil sie sich so doof verhält, dass kein einziger Mensch, in einer apokalyptischen ENDZEIT wo die Ressourcen so rar sind, sich so verhalten würde. So putzt sie sich die Zähne mit Cola (genau, es gibt nichts zu trinken), trinkt alles Wasser auf, das sie sich angesparrt hat und übergibt sich dann (es gibt immer noch nichts zu trinken) und in dieser lebensbedrohlichen Welt macht sie ungeschützt eine Radtour (der Regen ist giftig und es könnte jederzeit anfangen zu regnen) und von ihrer Eitelkeit will ich gar nicht erst anfangen.

Manche Dinge haben mir aber auch gefallen. Rubys Stiefvater, der leider nur ein Nebencharakter ist und von dem ich gerne mehr gelesen hätte. Der Mann hat es drauf, wenn ich mal in einer solchen Lage stecken sollte, wünsche ich mir jemanden wie ihn an der Seite.
Auch einen andereren Nebencharakter, der sich alleine durch die Welt durchschlägt, fand ich sehr interessant. Natürlich wird er für seine Vorsicht und Logik von Ruby erst mal ausgelacht … Dieses Mädchen, mir fehlen die Worte.

Außer dem sehr gelungenen Anfang und dem sehr guten Ende ist ein Hänger im Mittelteil drin. Wir begleiten Ruby (und ärgern uns über sie), allerdings wird die veränderte Welt total gut verbildlicht, wodurch man etwas entschädigt wird. Die Autorin scheut sich nicht verwesende Leichen zu beschreiben, was zur tristen Atmosphäre viel beiträgt. An manchen Stellen sieht man auch, dass die Autorin eigentlich einen sehr flüssigen Schreibstil hat. Die Betonung liegt auf eigentlich.

Fazit: Wie kann man nur eine derart tolle Idee in den Sand setzen? Antwort: indem man den Leser mit einer unverbesserlichen, unreifen Protagonistin und einem im Kopf schmerzenden Schreibstil matert. Noch bin ich mir unsicher, ob ich den zweiten Band lesen möchte. Einerseits will ich wissen, ob Ruby endlich an Verstand gewinnt, außerdem gibt es einen Cliffhanger am Ende des Buches. Andererseits ist da dieser Schreibstil. Kommt Zeit, kommt Rat, für diesen ersten mäßigen Band ♥♥,♥ Herzchen. Mehr ist leider nicht drin.