Rezension

Die, in der ich mal wieder einen Chat Roman gelesen habe

Häkelenten tanzen nicht. Ein Chat-Roman - Alexandra Fuchs, Jennifer Wolf

Häkelenten tanzen nicht. Ein Chat-Roman
von Alexandra Fuchs Jennifer Wolf

Inhalt: Eigentlich wollte Sam Frank schreiben. Und eigentlich wollte Alice Sam nur sagen, dass sie nicht Frank ist. Doch dann kamen die Häkelenten dazwischen. Diejenigen, die auf dem Klopapier von Sams Oma saßen. Und die Silvesternacht, in der Sam nicht ganz lesbare Neujahrsgrüße verschickte. An Alice. Die zurückschrieb. Und Sam, der antwortete. Bis sie beide nicht mehr aufhören konnten… (Quelle: carlsen.de)

Kritik: Ich muss wirklich aufpassen, dass ich Ordnung in diese Rezension bekomme. Langsam und bedächtig schreiben, denn Häkelenten tanzen nicht hat mich wirklich ein bisschen verwirrt bzw. meine Meinung zu dem Buch. Sollte ich die in ein Zitat fassen, wäre „Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“ wohl die beste Wahl. Auf der einen Seite gibt es so viele tolle Punkte, die ich an dem Buch liebe aber es gibt auch Dinge, die mir so gar nicht gefallen haben.

Starten wir erst mal mit dem Schreibstil der Autorinnen. Der hat mich gefesselt. Denn obwohl ich immer wieder über einige Sachen den Kopf schütteln musste, war der Schreibstil sehr flüssig und fesselnd. Besonders gut haben die beiden die Chatsprache rübergebracht. Die ist ja doch ein bisschen anders als in normalen Gesprächen und erst recht anders als in normalen Büchern. Das war definitiv einer dieser Punkte, der mir gefallen hat.

Auch Sam und Alice habe ich ins Herz geschlossen. Besonders Sam, dessen Schicksal mich doch sehr berührt hat, denn er ist taub. Natürlich ist er das gewohnt, lebt damit schon seit immer und braucht einfach kein Mitleid. Doch gerade, wenn er anfängt Kontakt mit Alice zu bekommen merkt man, wie sehr es ihn stört und das hat mir so unendlich leid getan und ich habe ihn in mein Herz geschlossen. Auch Alice ist ein tolle Protagonistin und noch dazu ziemlich stark. Auch, wenn ich von ihr nicht so voll und ganz begeistert bin, wie von Sam. Die Nebencharaktere, vielleicht mit Ausnahme von Sams Schwester Ina, sind auch alle sehr interessant aber meiner Meinung nach leider zu blass und zu wenig ausgearbeitet, was ich sehr schade finde. Ina hat sich dafür aber schon gleich zu meiner Lieblingsnebencharakterin entwickelt. Sie ist einfach zu süß.

Die Idee mit dem Chat-Roman finde ich toll. Ich war früher auch sehr begeistert von den PinkMuffin@BerryBlue Büchern und habe mich so sehr auf das Buch gefreut. Wie schon oben erwähnt wurde das sprachlich auch sehr toll umgesetzt. Was mich an Chat-Romanen so sehr reizt ist, dass sie eigentlich nur in der Chat-Welt spielen. Das heißt, selbst, wenn sich die Charaktere im echten Leben treffen bekommen wir das, was sie erlebt haben nur mit, wenn sie danach im Chat darüber schreiben. Leider war das bei Häkelenten tanzen nicht nicht der Fall, was mich deshalb ein bisschen enttäuscht hat. Sam ist zwar taub, hat aber ein Gerät, was ihm das Hören ermöglicht. Dummerweise stimmt, wenn Sam und Alice sich sehen, immer etwas mit diesem Gerät nicht und sie kommunizieren über Whatsapp. So war dieser Zauber ein bisschen weg, was ich persönlich sehr schade finde.

Die Idee bzw. die Problematik in der Geschichte gefällt mir wieder sehr gut. Im Vordergrund steht natürlich das Thema Fernbeziehung. Die bringt schon einige Schwierigkeiten mit sich. Eifersüchtige Ex-Freundinnen, das Vermissen, Eifersucht. Ist das nicht schon schlimm genug, wird die ganze Sache noch dadurch erschwert, dass Sam taub ist, was natürlich ganz große Kommunikationsschwierigkeiten mit sich bringt und auch irgendwie zwei Welten aufeinander prallen lässt. Und wäre das alles nicht schon kompliziert genug kommt außerdem noch hinzu, dass Alice gerne und professionell tanzt und die Musik ihre Leidenschaft ist. Damit kann der taube Sam ja nun gar nicht so viel anfangen und die beiden stehen vor einer Menge Schwierigkeiten. Und es hat mir auf der einen Seite wirklich Spaß gemacht den beiden zuzusehen, bzw. zu lesen, wie sie ihre Probleme lösen und Stück für Stück ein bisschen glücklicher werden, auf der anderen Seite konnte ich teilweise nur den Kopf darüber schütteln, wie überspitzt und naiv manches dargestellt wurde. Alice war oft zu aufbrausend, undurchschaubar, kindisch. Sam war zu mitleidig, ertrank das eine oder andere Mal fast im Selbstmitleid. Teilweise wurden eher harmlose Situationen überspitzt dargestellt, manche Situationen wurden irgendwie ins Lächerliche gezogen wie zum Beispiel, dass Sam und Alice ständig betrunken sind und sich unglaublich merkwürdige Nachrichten schreiben, was ich irgendwie ein bisschen albern fand und meiner Meinung nach nicht wirklich in ein Buch gehört. Auch wurden oft Nebenstränge angefangen, wie zum Beispiel die Sache mit Sams Exfreundin Nora oder die mit Alices Tanzlehrer Ben, und dann jedoch nicht zufriedenstellend gelöst und der Leser ein bisschen im Unklaren gelassen. Diese beiden Sachen haben mich neben der Tatsache, dass dieser Chatroman-Zauber manchmal verloren ging, wie oben erwähnt, am meisten gestört und dazu geführt, dass ich das Buch nicht ganz so sehr genießen konnte, wie ich es gerne getan hätte.

Ich muss jedoch sagen, dass ich gerne mehr über Sam und Alice lesen würde. Vielleicht nicht in Form eines Chat-Romans sondern als ganz normaler Roman, der an das Ende von Häkelenten tanzen nicht anknüpft.

Bewertung: Obwohl ich von der Idee, der Thematik und Problematik sowie von Sam und Alice sehr überzeugt und begeistert bin, gab es an dem Buch jedoch auch viel zu kritisieren und zu bemängeln, weshalb ich Häkelenten tanzen nicht nur 3 von 5 Füchschen geben kann. Ich hoffe jedoch wirklich auf einen weiteren Roman um Sam und Alice und hoffe, dass der mich noch mehr überzeugen kann.

Ein ganz großes Dankeschön geht an den impress-Verlag für die Bereitstellung des *Rezensionsexemplars!