Rezension

Die Katastrophe

Die Geschichte der Baltimores - Joël Dicker

Die Geschichte der Baltimores
von Joël Dicker

Bewertet mit 3.5 Sternen

Mit hohen Erwartungen, bin ich an dieses, für mich erste Buch des Autors herangegangen, dass ich als Hörbuch vorliegen hatte. Ich muss gestehen, dass ich drauf und dran war es im ersten Drittel tatsächlich abzubrechen, mich dann aber dagegen entschieden habe. Nach diesem Tiefpunkt wurde die Geschichte dann auch für mich besser und konnte mich auch fesseln, wobei ich sie insgesamt als zu lang empfunden habe. Man sieht schon, so ganz konnte mich der Roman von Joël Dicker nicht packen.

 

Aber zum Inhalt:

In dem Roman wird die Familiengeschichte der Goldman’s erzählt, die wie der Autor quasi von der ersten Seite an nicht müde wird zu wiederholen, mit einer großen Katastrophe endet, die dann im letzten Teil des Buches auch näher beschrieben wird. Ein Teil der Familie Goldman lebt in Montclair, New Jersey und der andere Teil der Familie im Titel gebenden Baltimore, so dass fortan immer nur von den  Montclair‘s und den Baltimore‘s gesprochen wird. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Marcus Goldman, Sohn der weniger glamourösen Familie in Montclair, der als Junge viele Ferien bei seinem reichen, hochangesehenen Onkel Saul und seiner herzlichen Tante Anita verbringen darf, die er vergöttert. Mit seinen Cousin‘s wächst er in den Ferien zur Goldman Gang zusammen und hat die beste Zeit seines Lebens. Der Roman spielt aber in mehreren Zeitebenen und so erleben wir Marcus Sicht nicht nur aus der Perspektive des Kindes, sondern auch aus Sicht des Heranwachsenden, der plötzlich Brüche erkennt und seine nie in Frage stehende Freundschaft zu den Cousins auf die Probe gestellt sieht. Auch aus der Jetztzeit wird berichtet, wo Marcus ein berühmter Schriftsteller geworden ist, der Aufstieg und Fall der Baltimores zu Papier bringt.

 

Die Geschichte war spannend und mitreißend, das ewige Wiederholen der Katastrophe hat mich allerdings genauso genervt, wie die ausufernden Lobhudeleien auf die Baltimores. Die Katastrophe selbst war jetzt nicht so absonderlich, dass man es sich nicht schon hätte vorstellen können. Die Jungenfreundschaft hat mir sehr gefallen. Marcus, Hillel und Woody sind mir sehr an Herz gewachsen und auch die Erwachsenen waren mir sympathisch, auch wenn sie im Laufe des Buches ganz neue Seiten von sich gezeigt haben und von ihrem glorifizierten Sockel gestoßen wurden. Dadurch wurden sie aber auch nahbarer und menschlicher für mich. Es gab einen Punkt im Roman wo ich dachte, jetzt könnte die Geschichte gut beendet werden, aber es kamen noch ein paar abschließende Kapitel, die es für mich nicht gebraucht hätte. Für Leser, die aber jeden Werdegang noch genau verfolgen möchten, war das sicher nicht verkehrt aber  mir war es fast zuviel. In meiner Fantasie hatte ich mir das Ende schon genauso ausgemalt.

 

Fazit: Ich mochte die Geschichte, die auf jeden Fall ein Pageturner ist, mit Einschränkungen. Leider hat mir auch der Hörbuchsprecher, Torben Kessler, nicht 100% zugesagt.