Rezension

Die Katze und der General samt der Krähe und einem Zauberwürfel

Die Katze und der General - Nino Haratischwili

Die Katze und der General
von Nino Haratischwili

Er steht auf der shortlist zum Deutschen Buchpreis 2018: Nino Haratischwilis Roman "Die Katze und der General". Ich muss gestehen, dass ich von der Autorin vorher noch nichts gehört hatte. Und es gibt einiges zu entdecken:

Im Prolog, der 1994 spielt, lernen wir das Mädchen Nura kennen. Sie lebt in einem tschetschenischen Bergdorf und träumt sich fort von hier. Den Erwartungen ihrer Umwelt entspricht sie nicht, ihr Freiheitsdrang passt nicht. Am liebsten wäre sie eine Schauspielerin wie in einer mexikanischen Seifenoper, doch ihre Tagträume werden zerstört, als russische Besatzer und mit ihnen der Krieg in das Dorf einfallen.

1995: Malisch ist der Sohn eines russischen Kriegshelden, doch damit kann er sich überhaupt nicht identifizieren. Der sensible junge Mann wehrt sich gegen die Erwartungen seiner Mutter, er möchte am liebsten Literatur studieren. Doch trotz aller Gegenwehr muss er schließlich seinen Seesack packen, in die Armee einrücken und in den Krieg ziehen.

2016: Die "Katze", eine junge Schauspielerin aus Georgien, wird von einem Fremden angesprochen: Sie soll ein Video drehen, mit dem der Auftraggeber etwas wieder gutmachen will; ausgewählt wird sie wegen ihrer frappierenden Ähnlichkeit mit einer Verstorbenen. Die "Krähe", ein deutscher Journalist, möchte gern ein Buch über einen russischen Oligarchen schreiben, doch dafür muss er erst die Katze überzeugen, dass sie sich auf das Angebot einlässt. Der "General" ist der Auftraggeber, der eine Episode aus seiner Vergangenheit wieder aufrollen will. 

Was diese Protagonisten verbindet und welche vergangenen Ereignisse da heraufbeschworen werden, erfährt der Leser erst nach und nach. Der Leser lernt die einzelnen Figuren näher kennen, ihr Leben, ihre Träume und ihre Verstrickungen in Schuld. Immer wieder taucht die Frage auf: Was ist damals im tschetschenischen Krieg mit Nura geschehen? Welche Auswirkungen hat das auf die Gegenwart? Und wie kann die damalige Schuld heute gesühnt werden?

Vieles an dem Buch hat mich angesprochen und gefesselt; es gibt spannende Momente und dichte Szenen. Dazwischen gibt es aber auch viel banales Alltagsgeschehen, manches für mich Unglaubwürdiges und einige Klischees. Daher: Obwohl dieses Buch nicht zu einem meiner Highlights geworden ist, werde ich doch die anderen Bücher der Autorin auf meine Leseliste setzen und bin gespannt, was ich entdecken werde.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 07. Januar 2019 um 20:00

Firi, ich lese deine Rezis nur, wenn ich auf einen Blick erkennen kann, ob es ne gute oder ne schlechte Rezi ist. So viel Geduld hab ich nicht, auf Verdacht zu lesen und es mir aus den Fingern zu saugen, was du wirklich meinst. Was im Buch drin steht, steht auch im Klappentext. Ich will wissen, wie du das Buch einschätzt.