Rezension

Die Kinder der Regenbogennation Südafrika

Summ, wenn du das Lied nicht kennst - Bianca Marais

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
von Bianca Marais

Bewertet mit 5 Sternen

Cover bzw. Gestaltung des Buches:

Die Bücher aus dem Wunderraum Verlag sind hochwertig und liebevoll gestaltet. Die Zeichnungen auf dem Cover sind geprägt, so dass man die Erhebungen beim darüberstreichen fühlt. Ein wahrer Hingucker im Regal.

 

Inhalt:

Südafrika, 1976:

Die neunjährige Robin Conrad lebt mit ihren Eltern in Johannesburg. Als diese im Zuge der Unruhen und Aufstände von Soweto getötet werden, muss sie nicht nur mit deren Verlust fertig werden, sondern auch mit dem ihrer schwarzen Haushälterin bzw. Maid Mabel. Mabel hat sich immer liebevoll um Robin gekümmert. Nach der Ermordung der Eltern wird Mabel von der Polizei verhört und misshandelt, woraufhin sie, nachdem sie aus dem Gewahrsam kommt, wieder in ihre Heimat zurückgeht und Robin, in ihren Augen, im Stich lässt.

Die traumatisierte Robin muss also den Verlust von drei geliebten Menschen verarbeiten und wohnt bei ihrer Tante Edith, der Schwester ihrer Mutter, welche Stewardess ist. Edith ist mit der Situation heillos überfordert, nicht nur weiß sie nicht, wie sie sich um ein Kind kümmern soll, sondern sie muss auch mit der Trauer um ihre Schwester und deren Mann fertig werden.

Die 49-jährige Beauty Mbali, eine schwarze Lehrerin, Witwe und Mutter von drei Kindern (zwei Söhne, eine Tochter), begibt sich von ihrem Heimatdorf auf den Weg in das fast 1.000 km entfernte Soweto um ihre 17-jährige Tochter Nomsa nach Hause zu bringen. Diese befindet sich in Gefahr, denn sie ist eine der Mitorganisatorinnen der Aufstände und wird von der Polizei gesucht.

Maggie eine reiche, weiße Frau, welche als weißer Engel bezeichnet wird, da sie sich gegen die Apartheid einsetzt, unterstützt sie bei ihrer Suche nach Nomsa. Durch Maggie erhält Beauty Arbeit als Maid bei Edith und Robin, damit sie sich legal in Johannesburg aufhalten kann. Sie kümmert sich um Robin, während Edith ihrer Arbeit als Stewardess nachgeht. Robin und Beauty wachsen sich mit der Zeit immer mehr ans Herz. Beauty wird für Robin zur wichtigsten Bezugsperson und öffnet ihre Augen und ihr Herz:

„In der Dunkelheit meiner Trauer hatte sie mich an der Hand genommen und war mit mir durch das tiefste Tal gegangen. Sie hatte Liebe, Leben und Farbe in meine Welt gebracht, und ich würde niemals mehr irgendwas nur noch schwarz und weiß sehen“ (S. 483, 484).

Da Robin Angst hat, dass Beauty sie auch verlassen wird, sobald sie ihre Tochter gefunden hat, trifft sie eine folgenschwere Entscheidung…

 

Meinung:

Der Schreibstil liest sich trotz des schweren und ernsten Themas leicht und flüssig. Das Buch ist aus der Sicht von Robin und Beauty geschrieben, so dass man ihre Gedanken und Gefühle hautnah miterleben kann.

Sehr gelungen fand ich die Darstellung dieser beiden Sichtweisen. Wir haben auf der einen Seite Robin, die als weißes Kind zwar die Apartheid und ihre Folgen für die schwarze Bevölkerung erlebt und sieht, aber zu Beginn des Buches nicht in ihrem vollen Ausmaße begreifen und nachvollziehen kann.

Auf der anderen Seite haben wir Beauty, die schwarze Lehrerin aus der Transkei, welche alles für die Suche ihrer Tochter gibt und sich auch nicht von Drohungen in ihren Nachforschungen abschrecken lässt. Durch sie erleben und erfahren wir, wie die schwarze Bevölkerung erniedrigt, ausgebeutet und unterdrückt wird. Aber auch andere Minderheiten wie z.B. Juden und Homosexuelle werden von der Apartheidregierung diskriminiert.

Durch die jeweiligen Ich-Perspektiven konnte ich sehr gut mit Robin und Beauty mitfühlen und sie auf ihrem Weg begleiten. Das Buch endet mit einem kleinen offenen Ende, so dass noch Platz für eine Fortsetzung wäre, die ich mir sehr erhoffe.

 

Fazit:

Ein sehr bewegender Roman über die Apartheid in Südafrika und zwei Menschen, die einander in der schwersten Zeit ihres Lebens finden und füreinander da sind. Es geht um Verlust, Trauer, Freundschaft, aber vor allem um Liebe und Hoffnung.