Rezension

Die Lasten der Vergangenheit

Das Gewicht eines Pianos - Chris Cander

Das Gewicht eines Pianos
von Chris Cander

Bewertet mit 4 Sternen

Im Jahr 1962 erbt die 9jährige Katya in Russland das deutsche Blüthner-Klavier eines Nachbarn. Sie wird eine leidenschaftliche Konzertpianistin. Jahre später bestimmt ihr jüdischer Ehemann, dass sie Russland verlassen und nach Amerika auswandern, um ein neues, besseres Leben zu beginnen. Das Klavier muss Katya zurücklassen und verzehrt sich vor Heimweh nach ihm.

Im Jahr 2012 ist die 26jährige Clara aus Kalifornien mit ihrem Klavier schon einige Male umgezogen, seit es ihr Vater ihr kurz vor seinem Tod zum 12. Geburtstag schenkte. Es bedeutet ihr viel, obwohl sie nie gelernt hat, darauf zu spielen. Nach dem Ende ihrer letzten Beziehung beschließt Clara aus einem Impuls heraus, das Klavier zu verkaufen. Wie sich herausstellt, hat der Käufer eine besondere Beziehung zu dem Klavier. Er und sie unternehmen mit ihm einen Road-Trip durch das Death Valley.

 

Parallel zueinander werden drei Geschichten erzählt: die des Klavierbauers Julius Blüthner sowie die von Katya und Clara. Die Einzelheiten über die Entstehung des Klaviers und seine langjährige Geschichte sind faszinierend. Im Leben eines jeden der drei ist das Klavier eine schwere Bürde. Die Geschichten werden perfekt miteinander verwoben und zusammengeführt. Besonders die Einzelheiten zum Bau des Klaviers sind interessant – vom Aussuchen des richtigen Baumes über den langdauernden Trocknungsprozess des Holzes bis zum abschließenden Bau des Klaviers in einer Fabrik. Das Klavier wird so fast zum Leben erweckt, wozu später passt, dass Kapitel 39 aus seiner Perspektive geschrieben ist. Insgesamt lässt sich das in melancholischem Grundton gehaltene Buch angenehm lesen.

 

Sehr empfehlenswert.