Rezension

Die Lebenswege der Familie Jakoub/Konnte mich nicht fesseln

Häuser aus Sand - Hala Alyan

Häuser aus Sand
von Hala Alyan

Bewertet mit 3 Sternen

          „Häuser aus Sand“ von der palästinensich-amerikanischen Autorin Hala Alyan beschreibt die Generationen der Familie Jakoub. Ein um das andere Mal müssen sie ihre Häuser verlassen und fliehen. Jaffa, Nablus, Kuwait-Stadt, Amman, Beirut sind ihre Lebensstationen bis die jüngste Generation auch in Europa und Amerika ansässig wird. Der zeitliche Rahmen umfasst eine Spanne von 1963 bis 2014.
Klappentext:
Vor Jahren schon musste Salma ihre geliebte Heimat Jaffa verlassen. In Nablus hat sie mit ihrem Mann und ihren Kindern einen neuen Platz gefunden. Doch das Haus bleibt ihr stets fremd. Allein den Garten kann sie zu ihrem eigenen Reich machen, und unter ihren Händen wird er zu einem farbenfrohen Paradies. Ihre Tochter Alia dagegen fühlt sich mit dem Haus und Nablus so verbunden, wie Salma es mit Jaffa war. Doch der Kaffeesatz sagt auch Alia ein unruhiges und schwieriges Leben voraus. Salma verschweigt diesen Teil der Vorahnung und muss erleben, wie ihr Sohn ihr im Sechstagekrieg genommen wird und ihre Tochter nach Kuwait flieht. Alia hasst ihr neues, beengtes Leben und durchlebt, so wie ihre Mutter, nicht nur dieselbe Sehnsucht nach der Heimat, sondern auch den Widerstand ihrer Kinder gegen ihr Festhalten an den alten Regeln. Zwanzig Jahre später verlieren Alia und ihre Familie erneut ihr Zuhause und retten sich in alle Himmelsrichtungen: nach Boston, Paris, Beirut. Wieder einmal wird ihre Geschichte von anderen bestimmt und geschrieben. Erst als Alias Kinder in der Fremde auf einen Ort hoffen, der ihnen für immer bleibt, begreifen sie, dass die Überzeugungen ihrer Mutter deren einziger Halt in einer sich ständig ändernden Welt sind.
Meine Meinung:
Meine Vorstellungen und Erwartungen von diesem Buch waren andere. Ich wollte gern verstehen, warum die Menschen vertrieben werden, warum sie flüchten müssen. „Häuser aus Sand“ war weitgehend ein Bericht über den Werdegang der Familie Jakoub, von der nur Salma jemals in Palästina lebte.
Die ersten Seiten mit Salmas Lesen aus dem Kaffeesatz fand ich ja noch ganz amüsant, aber bald darauf hatte ich die Lust am Buch verloren. Der ständige Personen- und Ortswechsel über 50 Jahre in verschiedenen Ländern und auch Kontinenten konnte mich nicht fesseln. Vor allem die weiblichen Personen erschienen mir austauschbar. Die Jakoubs leben in einer abgehobenen Welt. Sie haben keinen Zugang zum normalen Leben der Palästinenser, die in ärmlichen Verhältnissen oder in Lagern leben müssen.
S. 21 „Parallelexistenzen, denkt Salma manchmal. Die eine isst zum Abendessen Lamm, die andere Gurken, und wer die eine, wer die andere ist, entscheidet das Schicksal aufs Geratewohl.“
Einige der Hauptpersonen erscheinen mir wie aus der Zeit gefallen und Alia, die Vertreterin der zweiten Generation der Palästinenser auf der Flucht, bezeichnet u. a. Länder wie Frankreich oder Amerika als „Hurenländer“. Akzeptanz, Toleranz für andere Lebensweisen? Wie stehts damit? Die Jakoubs leiden nie materielle Not. Sie sind reich. Viele Frauen leben in ihren traditionellen Rollen, bleiben dort verhaftet, die Welt dreht sich um die Kinder, ums Aussehen, die Mode, um die Wohnungsausstattung. Für die Hausarbeit allerdings gibt es Bedienstete, die z. B. aus Indien kommen und ihre Familie nur aller zwei Jahre sehen. Mir erschien das wie Stillstand, gepflegte Langeweile, Tristesse. Die Sichtweisen sind oberflächlich und rückwärts gewandt, nicht zielführend. Es ist nur die logische Konsequenz, dass die Kinder ausbrechen und ihre Zukunft im Westen sehen...
Die politischen Konflikte im Nahen Osten werden kaum thematisiert oder so erwähnt, dass ich sie googeln musste (Sechstagekrieg, Invasion in Kuwait...). Dann störten mich die vielen fremden Wörter im gesamten Buch. Sie werden zwar im Anhang erklärt, aber mich brachten sie immer wieder zusätzlich aus dem Konzept. Weiterhin erschloß sich mir der Sinn nicht, warum der Originaltitel „Salt Houses“ nicht beibehalten wurde, zumal im Text, wenn auch fast zum Schluß Bezug darauf genommen wird.
Ich kann diesem Buch nur drei von fünf Sternen geben.