Rezension

Die Lichter von Paris oder vom Mut, sein eigenes Leben zu leben

Die Lichter von Paris - Eleanor Brown

Die Lichter von Paris
von Eleanor Brown

Bewertet mit 4.5 Sternen

All diese Dinge, an denen wir hingen, als wir jung waren, als unsere Gefühlswelt so übervoll war, dass wir die Musik immer in voller Lautstärke hörten, um unsere Verwirrung zu übertönen, dass wir Bilder auf Riesenleinwände malten, um das wirbelnde Chaos in unserem Inneren einzufangen und die unendlich vielen Details, die uns ausmachten, Tanz, Lyrik, Theater, Kunst - wie waren sie uns abhandengekommen? Und warum?

1924: Die fügsame, unscheinbare Margaret wird als Aufpasserin mit ihrer wilden Kusine nach Europa geschickt. Nachdem diese ihren Weg alleine fortsetzt, beschliesst Margie in Paris zu bleiben und entwickelt nicht nur eine unbändige Lebenslust, sondern entdeckt auch ihre eigene Persönlichkeit.

Heute: Nach aussen hin führt Madeleine das perfekte Leben an der Seite ihres erfolgreichen Ehemannes. Doch Liebe ist hier schon längst nicht mehr im Spiel, wenn sie es denn je war. Ihr Mann bestimmt und kontrolliert ihr Leben, sie darf nicht mehr arbeiten, nicht mehr malen und genussvoll essen schonmal gar nicht. Er sieht jedes Gramm, wenn sie ihn wieder einmal auf eine langweilige Geschäftsveranstaltung begleiten muss.
Als sie nach einem heftigen Streit zu ihrer Mutter flüchtet, findet sie auf dem Dachboden die alten Tagebücher ihrer Großmutter....

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Nach ihrem Erstling "Die Shakespear Schwestern" habe ich "Die Lichter von Paris" sehnsüchtig erwartet und ich wurde nicht enttäuscht. Eleanor Brown hat ein Händchen für tiefgehende Familiengeschichten.

Die Charaktere sind authentisch und greifbar, wobei mir Margie sofort unheimlich sympathisch war. Sie ist klug, liebenswert und selbstreflektiert. Bei Madeleine brauchte es ein wenig.
Beide sind gefangen in einem Leben, in dem eigene Wünsche und Träume keinen Platz zu haben scheinen, aber während Margie jede sich ihr bietende Chance ergreift, bleibt Madeleine lange in sich gefangen.

Da die Kapitel abwechselnd ihre Geschichten erzählen, kann man die Parallelen sehr schön erkennen.

Aber nicht nur die Charaktere sind klasse, Eleanor Brown fängt den Zeitgeist der Pariser 20-iger Jahre perfekt ein; lebendig, romantisch, poetisch.

Fazit: Ein toller Roman über Familienzwänge, Selbstbestimmung und starke Frauen. Ich liebe die Geschichten, die Eleanor Brown erzählt.