Rezension

Die Liebe, eine Wissenschaft für sich...

Das Rosie-Projekt - Graeme Simsion

Das Rosie-Projekt
von Graeme Simsion

Bewertet mit 5 Sternen

Don Tillmann ist Genetiker, ein bisschen anders als die Anderen, und Don will heiraten. Das Problem an der Sache: Menschliche Beziehungen und Interaktionen sind für ihn verwirrend, irrational und stellen immer wieder eine Herausforderung für ihn dar. Doch als Wissenschaftler kommt ihm der geniale Plan eines Fragebogens, mithilfe dessen er die perfekte Frau für sich finden will. Auf 16 Seiten müssen die Frauen Fragen zu Verhalten, Gewohnheiten, Vorlieben und Einstellungen ausfüllen, wobei Don ziemlich genaue Vorstellungen hat. Seine Frau darf weder rauchen, noch trinken, darf nicht unpünktlich oder Veganerin sein. Doch dann kommt Rosie. Sie ist Barkeeperin, unpünktlich und raucht. Absolut ungeeignet! Doch Don will ihr helfen ihren biologischen Vater zu finden und bald lernt Don die Welt jenseits beweisbarer Fakten kennen und stellt fest, dass Gefühle ihre eigene Logik haben.

Die Geschichte wird aus Dons Perspektive erzählt, was einen Einblick in seine strukturierten, teils skurrilen und witzigen Gedanken ermöglicht. Dabei sind seine Gedankengänge oft logisch, aber einfach nicht kompatibel zu seiner Umgebung, denkt er doch weitaus logischer und ohne große Gefühle. Sein Tag ist bis ins kleinste Detail strukturiert, sein Essensplan wiederholt sich wöchentlich und generell fallen ihm Veränderungen schwer. Dem Leser wird schnell klar, dass er wohl Autist ist, ihm selber ist das gar nicht mal so klar, obwohl er doch zu Beginn des Buches einen Vortrag über Asperger-Autismus hält. Durch die Perspektive gewinnt das Buch einen gewissen Witz, der oft nur unterschwellig und in Verbindung mit gesellschaftlichen Normen und Hintergrundwissen entsteht. Als Leser habe ich mich köstlich amüsiert, wohingegen Don mit gewissen Regeln seine Probleme hat. Dabei war er auf seine Art so charmant und witzig, dabei auch noch hemmungslos ehrlich und überfordert, dass man ihn schnell ins Herz schließen musste. Rosie, das absolute Gegenteil von Don, fand ich ebenso sympathisch. Sie bringt neuen Wind in Dons so strukturiertes Leben, zeigt ihm eine andere Welt und ist dabei sehr aufgeschlossen gegenüber Dons Sichtweisen. Insgesamt haben mir die Charaktere alle sehr gut gefallen.

Neben den Charakteren konnte mich auch die Story überzeugen. Die Idee einen Fragebogen für die Perfekte Frau zu entwickeln fand ich sehr witzig und auch die Entwicklungen rund um das „Vaterprojekt“ waren so lustig beschrieben, dass ich oft grinsend auf dem Sofa saß. Dabei gerät Don immer wieder in neue Situationen mit denen weder er, noch der Leser gerechnet hätte und erkennt neue Seiten an sich. Vielleicht ist er gar nicht so unempathisch und strukturiert?

Insgesamt ein Buch, das mich köstlich amüsiert hat und durch herzallerliebste Charaktere besticht. Ein netter Roman über die Liebe, Wissenschaft und verschiedene Persönlichkeiten. Von mir gibt es fünf Sterne und eine Weiterempfehlung!