Rezension

Die liebe Familie

Crazy Rich Asians - Kevin Kwan

Crazy Rich Asians
von Kevin Kwan

Bewertet mit 4 Sternen

Seit zwei Jahren sind die Uni-Professoren Rachel Chu und und Nick Young ein Paar. Zwar war noch nicht von Heirat die Rede, aber zum Sommer lädt Nick Rachel nach Singapur ein, um seine Familie kennenzulernen. Nick ist Trauzeuge bei der Hochzeit seines besten Freundes Colin und Rachel soll ihn begleiten. Rachel ist nicht ganz sicher, ob das eine gute Idee ist, schließlich kommt sie doch gerne mit. Allerdings verläuft die Reise etwas anders als erwartet, denn die Kreise, in denen Nick in seiner Heimat verkehrt, sind anders. Um nicht zu sagen, Nicks Freunde und Familie sind reich, stinkreich.

 

Rachel ahnt nicht, wohin die Reise geht. Nick ist ein Meister des Unterstatements. Er ist mit seinem Reichtum so selbstverständlich aufgewachsen, dass er sich nicht einmal als reich empfindet. Vielleicht hätte er Rachel doch vorwarnen sollen. Natürlich weiß Nicks Mutter schon Bescheid bevor Rachel ankommt. Allerdings hat sie nicht durch Nick von Rachel erfahren. Und so beginnt die Gerüchteküche zu kochen und Intrigen werden gesponnen. Da auch Nicks Familie nicht vorbereitet ist, glaubt besonders seine Mutter, Rachel kann nur auf das Geld aus sein. Und so eine Goldgräberin hat in der elitären Familie Young nichts zu suchen.

 

Wie schnell sich Nachrichten verbreiten, die eigentlich noch garnicht für die Öffentlichkeit (besonders die Eltern) bestimmt sind, weiß eigentlich jeder, der auf dem Dorf lebt. Das scheint in Asien nicht anders zu sein als in jeder anderen Welt, auch wenn hier das Dorf geringfügig größer ist. Wenn dann auch die Familie nicht mit dem Partner ihres Sprosses einverstanden ist, sind Schwierigkeiten vorprogrammiert, besonders wenn alle denken, aber keiner offen spricht. Über diese unterschwelligen Schwingungen in der Familie berichtet der Autor auf sehr amüsante, teilweise bissige, aber teilweise auch anrührende Weise. Irgendwie sind die Reichen auch nur Menschen mit Wünschen und Gefühlen, die für ihre Kinder nur das Beste im Sinn haben, auch wenn sie manchmal etwas übergriffig sind. Die schräge Welt der „Crazy Rich Asiens“ ist wie ein exaltierter Spiegel, der einige Erkenntnisse bietet, wenn man sich traut hineinzublicken.