Rezension

Die Liebe hat ihre ganz eigene Magie

Ein Kuss aus Sternenstaub - Jessica Khoury

Ein Kuss aus Sternenstaub
von Jessica Khoury

Bei Ein Kuss aus Sternenstaub handelt es sich um ein Retelling der Geschichte des Diebes Aladin, diesmal jedoch aus der Sicht der Dschinny Zahra erzählt. Anders als in dem bekannten Märchen geht es auch nicht um die Liebesgeschichte zwischen Aladin und der Prinzessin, denn dieses Mal verliebt sich der Dieb in den Flaschengeist.

Diese Grundidee finde ich sehr interessant und gelungen umgesetzt. Magie, Liebe, Macht und Freiheit - dies alles ist ein wichtiger Teil der Handlung. Das orientalische Setting verleiht der Geschichte dabei seine ganz eigene Magie. Mit ihrem lebhaften und bildgewaltigen Schreibstil erschafft die Autorin eine Welt, die direkt einem Traum aus 1001 Nacht entsprungen zu sein scheint. Es ist fast so, als könnte man den Sand der Wüste unter seinen Füßen spüren und die zahlreichen fremden Gewürzen in der Luft riechen. Dschinn sind fester Bestandteil dieser Welt und ich fand es sehr spannend mehr über sie und ihre Lebensweise herauszufinden. Denn obwohl Dschinn über große Macht verfügen, hat auch ihre Magie ihre Grenzen und sie sind an Regeln und eine feste Rangordnung gebunden. Im Laufe der Geschichte findet man immer mehr über diese fremde und magische Welt heraus und mit jeder weiteren Seite wird es spannender.

Die beiden Protagonisten Zahra und Aladin könnten unterschiedlicher nicht sein. Dadurch passen sie aber auch so gut zusammen. Immer wieder ziehen sie sich gegenseitig auf und sorgen so für lustige Dialoge.

Ihre Annäherung geschieht nur langsam und so entwickeln sie Schritt für Schritt Gefühle füreinander. Dieses zarte Kennenlernen wirkte durch das gemächliche Tempo realistisch und authentisch.

Zahra wirkt zwar sehr menschlich, immer wieder kommt aber auch der mächtige Dschinn in ihr durch. Durch ihren Wunsch nach Freiheit auf der einen Seite und ihrer Liebe zu Aladin auf der anderen, steckt sie mitten in einem Konflikt mit sich selbst, der ihr Wesen stark  prägt. Nach ewiger Einsamkeit, in der sie ganz in ihrer Trauer, ihrem Verlust und ihrer Schuld versunken war, fällt es ihr schwer sich zu öffnen. Doch Aladin schafft es, ihre schützenden Mauern nach und nach einzureißen und die wahre Zahra darunter freizulegen.

Aladin wirkt auf den ersten Blick wie der unbekümmerte und gewitzte Dieb, doch auch er hat eine verbitterte und rachsüchtige Seite. Doch durch Zahra und die drei Wünsche, die sie ihm gewährt, lernt er nach und nach, was wirklich im Leben zählt. Dazu gibt es ein wunderschönes Zitat in diesem Buch, dass ich an dieser Stelle nennen möchte:

,,Wenn du nicht die Freiheit hast zu lieben", flüstere ich, ,,dann hast du überhaupt keine Freiheit." - S. 369

Hin und wieder plätscherte die Geschichte allerdings ein wenig vor sich rum, ohne dass die Handlung bedeutend vorangebracht wird. Dies war vor allem im Mittelteil der Fall. Am Ende wird es dann allerdings wieder richtig spannend und es kommt zu einem wahrem Showdown. Die Auflösung hat mir wirklich gut gefallen, da am Ende nicht nur die Liebesgeschichte im Fokus steht, sondern auch andere Charaktere mehr und mehr in den Vordergrund rücken. Ein bisschen Schade finde ich es allerdings schon, dass es nur ein Einzelband zu scheint, da mir der Weltenaufbau so gut gefallen hat. Aber wer weiß, vielleicht folgt ja doch noch ein zweiter Band? Handlungsstränge, an die die Autorin anknüpfen und die Geschichte weiterspinnen könnte, gibt es jedenfalls.