Rezension

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Die Liebe tief im Inneren, die nimmt man mit

Die Farben im Spiegel - Deniz Selek

Die Farben im Spiegel
von Deniz Selek

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Die 45-jährige Alev steht zwischen zwei Männern. Mit dem einen hat sie Kinder und einen gemeinsamen Alltag. Mit dem anderen, Koray, verbindet sie eine gemeinsame Kindheit und die erste Liebe. Seitdem kreisen sie umeinandern, verlieren sich, können sich nicht vergessen.Die Geschichte einer liebe, die manchmal flüchtig ist und dennoch alles einfordert. Haben Alev und Koray noch eine Chance?

Eindruck

Flüchtig ist die Liebe manchmal vielleicht, aber es ist die einzig wahre, die große, die tiefe, die alles überdauernde und alles ertragende Liebe. Diese eine, die wahrscheinlich die wenigsten Menschen in ihrem Leben finden. Vorbehaltlos, bedingslos, kompromißlos. Wenn... ja, wenn wir sie nur erkennen, uns zu ihr bekennen und sie leben. Wenn wir die Gefühle unterdrücken, uns nicht trauen, dem anderen unser Innerstes zu offenbaren, leiden wir still und tief in uns selbst - ein Leben lang. Wenn wir begriffen haben, dass da ein Mensch ist, der im gleichen Takt funktioniert wie wir selbst, der uns versteht, den wir verstehen und bei dem wir das Gefühl haben zu Hause zu sein, dann sollte uns nichts davon abhalten, diesem Menschen unsere Liebe zu gestehen, egal was passiert, egal wie dieser Mensch zu uns steht. Nur wenn wir Gewissheit bekommen, können wir ein Leben mit oder ohne diesen führen. Doch die Ungewissheit es nicht einmal versucht zu haben, wird an uns nagen.

"Die Farben im Spiegel" ist jedoch nicht nur eine Geschichte über die eine wahre große Liebe sondern auch die Frage, welche Farben sehen wir wenn wir in den Spiegel schauen? Unsere oder die unserer Eltern? Ganz deutlich macht Deniz Selek, das wir die Verhaltensweisen, Lebenseinstellungen, Tradition aber vor allem auch die Fehler unserer Eltern aufsaugen wie ein Schwamm und ob wir wollen oder nicht, diese eins zu eins fortführen und an unsere Kinder weitergeben.

Dieses Buch wird meine zweite Bibel, denn es hat mir - wie kein anderes Buch bisher - die Augen geöffnet, dass ich Sklave meiner Erziehung bin, gefangen in den Mustern derer, die an mir herumgefeilt haben. Wenn ich meine eigenen Farben sehen will, muss ich anders handeln, muss für mich das angenehme und sinnvolle aus meiner Kindheit und Jugend herausfiltern und daraus meine bunte Palette zusammenstellen. Finde ich dann den richtigen Pinsel, male ich mir mit gekonnten Strichen ein Bild der Erfüllung und Zufriedenheit - egal wie alt ich bin, egal in welchem Leben ich gerade stecke.

Wie immer hat Deniz Selek gefühlvoll, liebevoll und ehrlich die deutsch/türkischen Kulturen vereint ohne die Schwierigkeiten zu verstecken, die sich nun einmal bei diesen großen Unterschieden ergeben. Aber wie schon in ihrem Roman "Die Frauen am Meer" macht sie deutlich, dass es funktionieren kann, wenn wir aufeinander zugehen. Und ihre Liebe zu beiden Wurzeln wird durch farbenfrohe Bilder und genussvolle kulinarische Beschreibungen deutlich. Deniz' Bücher liest man nicht nur, man fühlt, riecht und schmeckt sie - man GENIESST.

Fazit

Mein sechstes Buch von Deniz, dass ich niemals wieder hergeben werde, hüte wie einen Schatz und wieder und wieder lesen werde.