Rezension

Die Liste des Lebens

Wir fliegen, wenn wir fallen - Ava Reed

Wir fliegen, wenn wir fallen
von Ava Reed

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt
Für Yara und Noel bricht eine Welt zusammen, als sie die Nachricht bekommen, dass Phil tot ist. Phil, der für beide eine ganz besondere Bedeutung hatte und der sie besser zu durchschauen schien, als irgendwer sonst. Das Einzige, was Phil ihnen hinterlässt, ist eine Liste, die sie gemeinsam abarbeiten sollen - und das obwohl sich die beiden nicht einmal besonders gut leiden können. Doch für Phil machen sich die beiden zusammen auf den Weg und entdecken dabei nicht nur den gegenüber, sondern auch sich selbst ganz neu...

Meine Meinung
Wir fliegen, wenn wir fallen ist mein erstes Buch von Ava Reed, obwohl ich schon viel Gutes von ihrem Buch Mondprinzessin gehört habe. Und schon alleine wegen der Aufmachung, ist es ein wahrer Blickfang im heimischen Bücherregal. Ava hat einen schönen Schreibstil, einfach gehalten und mit schönen Unterschieden zwischen den verschiedenen Charakteren. Die Idee der Liste kenne ich zwar bereits, aber da jeder die Geschichte und auch die Liste anders umsetzt, ist es immer wieder spannend zu sehen, wie Autoren ihre Handlung plotten. Spätestens bei dem Besuch in der Bibliothek von Dublin schlägt das Leserherz definitiv höher!
Skeptischer bin ich dafür bei den Charakteren an sich gewesen. Yara und Noel haben sich besonders am Ende als sehr angenehme Menschen und Protagonisten herausgestellt, die gut zusammen und in diese Geschichte passen. Sie sind beide ein wenig außen vor, enttäuscht vom Leben und haben schon einige schlimme Sachen erlebt. Besonders der Alltagstrott, der sich am Ende beinahe wieder einstellen wollte, war bei beiden sehr gut dargestellt und nachvollziehbar. Das Problem war eher der Anfang des Buches. Ich hatte das Gefühl, dass Ava ein ganz anderes Bild ihrer Charaktere zeigen wollte, als ich es mir letztendlich vorstellen konnte. Besonders überrascht war ich immer dann, wenn einer der Protagonisten den jeweils anderen beschrieb: komischerweise passte diese Beschreibung nie in die Vorstellung, die ich von den Charakteren hatte. Am Anfang waren sowohl Yara als auch Noel eher flach und blass, ich konnte mir nur sehr schwer ein Bild von ihnen aus den Beschreibungen herausfischen. Das ist teilweise auch der Erzählweise geschuldet, aber zu der komme ich gleich. 
Bis etwa zur Hälfte waren Yara und Noel für mich mehr Geister in ihrer eigenen Geschichte, als Hauptfiguren. Erst ab der Mitte schien es so, als wäre auch die Autorin richtig in dem Buch angekommen und als würde sie ihre Charaktere erst jetzt richtig kennenlernen. Das tat mir wirklich leid, denn das war ein wenig verschenktes Potenzial.
Und nun zur Erzählweise: die war tatsächlich mein Hauptkritikpunkt und ich hatte damit das gleiche Problem, wie mit den Charakteren. Ava hat, wie ich aus vielen Rezensionen herausgelesen habe, einen sehr schnellen Schreibstil, der sich nicht sehr lange mit einer Szene oder mit einer Beschreibung aufhält. Ich bin allerdings ein Fan von möglichst detailreichen Beschreibungen und kam somit mit den eher blassen Schilderungen wenig zurecht. Besonders die ersten drei Punkte waren so schnell abgehakt, dass ich sie gar nicht genießen konnte. Die Handlung blieb ebenso wie die Charaktere - und teilweise auch genau deswegen - flach und wenig emotional. Auch Phils Tod konnte mich leider überhaupt nicht packen. Hinzu kam, dass es teilweise Kapitel mit einer Länge von 3 Seiten gab. Normalerweise wählt man kurze Kapitel extra, damit es das Buch etwas staucht, aber wenn man sowieso schon eine schnelle Erzählweise hat, bewirkt das leider eher das Gegenteil. 
Eine super Potenzial, das allerdings etwas verschenkt wurde.

Fazit
Ava Reed hat mir ihrem zweiten Roman eine wunderschöne Idee vorgelegt, deren Umsetzung mir aufgrund ihrer Erzählweise allerdings nicht ganz zusagte. Wer ausführlichere Beschreibungen so sehr mag wie ich, der wird bei der Geschichte sicher auch ein wenig anecken, aber für alle anderen gibt es eine klar Leseempfehlungen! Ich habe genug Rezensionen gelesen, die auch sehr begeistert ausgefallen sind.