Rezension

Die Macht der Bilder...

Dark Noise - Margit Ruile

Dark Noise
von Margit Ruile

Bewertet mit 5 Sternen

Die Macht der Bilder.... nur was ist, wenn die Bilder lügen? Nicht das zeigen, was wirklich war? Manipuliert sind?

Zafer ist der typische Nerd. Ein junger Typ der nur in der Dunkelheit seine Hinterhauswohnung verlässt, und auch dann nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Selbst sein Essen bestellt er online, telefoniert nicht gerne, meidet menschlichen Kontakt. Dafür gehört er in seinem Job  als Bildretuscheur zu den besten. Er ist schnell, gut und seine Arbeit macht ihm Spaß, vor allem wenn er von allen unbemerkt seine kleinen Monster in den Videos hinterlässt.

Momentan arbeitet er für einen Sender, retuschiert die Schriftzüge von Markenprodukten in einer Vorabendsoap heraus. Auch hier hinterlässt er zu seinem Vergnügen ab und an kleine Monster. Ein Flügel der aus einer Schachtel herauslugt, eine Raupe, Dinge, die von den Zuschauern nicht bemerkt werden.

Als er per Mail einen neuen Auftrag von einem ihm unbekannten Absender erhält, sieht er es als Herausforderung. Wobei der Job für ihn nicht wirklich schwer ist. Sein Auftraggeber ist zufrieden, der nächste Job, den er von dem Unbekannten bekommt, ist da schon aufwendiger. In einem Video einer Überwachungskamera soll er einen Mann heraus retuschieren, einen anderen in einen weiteren Überwachungsclip einfügen. Zafer führt die Aufträge aus, ohne zu hinterfragen welche Konsequenzen daraus entstehen können. Als er kurz darauf sein Bankkonto checkt ist er über den hohen Betrag, der darauf als Bezahlung eingegangen ist erschrocken, macht sich zum ersten mal Gedanken, wer der geheimnisvolle Auftraggeber sein könnte. Erst als er seinen gefälschten Clip in den Nachrichten sieht wird ihm bewusst, was er angerichtet hat. Denn der Mann, den er nachträglich in den Clip eingefügt hat, wird wegen Mordes gesucht.

Margit Ruile packt hier ein ganz aktuelles Thema an, das verfälschen und gezielte Streuen von falschen Bildern. So gut gemacht, dass es nicht bermerkt werden kann. Beim lesen fragt man sich unwillkürlich, ob es diese Manipulationen schon tatsächlich gibt. Definitiv ein Thema, das nachdenklich stimmt. Die beiden Protagonisten, Zafer und später Emiliy sind wunderbar charakterisiert, vor allem Zafer kommt sehr sympathisch rüber. Zafer, der menschenscheu ist und zum ersten mal Interesse an einem Mädchen hat. Man lernt ihn kennen, erfährt auch, wieso er so geworden ist.
Der Plot wird abwechselnd aus zwei Perspektiven erzählt. Einmal aus der des Erzählers wenn es um Zafer geht, dann aus der Ich-Perspektive von Emily.

Die Geschichte fand ich von Anfang an fesselnd, sie hat einen mystischen Touch und eine düstere Atmosphäre, viel spielt sich in der Dunkelheit ab. Ganz klasse ist der Schreibstil mit seinen teils philosophischen Gedanken, ich konnte ganz tief in die Story eintauchen. Die Autorin entwirft ein düsteres, fast  beängstigendes Zukunftsszenario, in dem Menschen auf Schritt und Tritt überwacht werden können, sogar gezielt gesucht werden. Mehr wird hier aber nicht verraten.

Fazit: Ein Stoff der zum nachdenken anregt, wunderbar geschrieben und sehr zu empfehlen.