Rezension

Die Macht des Schicksals

Töte mich - Amélie Nothomb

Töte mich
von Amélie Nothomb

Bewertet mit 5 Sternen

Ist ein Happy End trotz einer Leiche möglich? Oder gar erst wegen der Leiche? Bei Amélie Nothomb wird man positiv überrascht!
Zunächst einmal sollte man sich nicht vom Umfang des Büchleins täuschen lassen: Äußerlich zwar ein Leichtgewicht, verbirgt sich zwischen den Buchdeckeln eine grandiose Novelle über den belgischen Adel, welcher sich Dank seiner selbst auferlegten Etikette zielsicher in die Insolvenz steuert. Und zwischen all den teils spitzzüngigen, teils schwarzhumorigen Einblicken in die Adelsfamilie Neville die Frage, ob das Schicksal sich am Ende selbst erfüllen wird. So wurde das Drittgeborene, nach den ersten beiden Kindern Oreste und Électre, nicht sinngemäß Iphigénie benannt, da nach altgriechischem Vater- und Muttermöder ein Kindsmord dem Grafen nicht angemessen erschien. Doch droht genau dies den Vater einzuholen: Nachdem ihm weisgesagt wird, er werde auf seiner Gartenparty einen Gast umbringen, fordert seine depressive, jüngste Tochter das ihr zustehende Schicksal ein und verlangt von ihrem Vater "Töte mich!"

Allerfeinste Unterhaltung mit Esprit und Niveau!