Rezension

Die Mischung aus Fakten und Fiktion ist nicht nur innovativ, sondern auch noch wirklich spannend und unterhaltsam !

Höllenjazz in New Orleans
von Ray Celestin

Bewertet mit 5 Sternen

Es gibt selten Bücher, die über 500 Seiten haben, und die von mir so schnell gelesen werden, dass man schon fast von „verschlungen“ reden muss.
„Höllenjazz in New Orleans“ war eines von diesen Büchern.

Die 512 Seiten waren viel zu schnell vorbei – man wünschte sich, man könnte sich gleich das nächste Buch von Ray Celestin vornehmen: „Todesblues in Chicago“, doch das erscheint leider erst im Frühjahr 2019. Aber Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.

Wir treffen hier gleich auf drei Ermittler. So ungewöhnlich, so gut !

Michael Talbot ist Detective Lieutenant bei der Polizei in New Orleans und für die Ermittlungen im Axeman-Fall verantwortlich. Er ist von großer, schlaksiger Statur und sein Gesicht ist von Pockennarben geprägt. Vor einigen Jahren führte seine Aussage zur Verhaftung seines Partners Luca, der in mafiöse Geschehnisse verwickelt war. Der Axeman-Fall macht ihm wegen des starken öffentlichen Drucks sehr zu schaffen. Michael ist heimlich mit einer schwarzen Frau verheiratet und fürchtet daher zusätzlich den Zorn der rassistischen Öffentlichkeit.

Ida Davis ist Sekretärin bei der Pinkertons Detektivagentur und beste Freundin von Louis Armstrong. Ida ist neunzehn Jahre alt, schlank und bedächtig. Ihre Haut ist einen Hauch dunkler als Milch und sie hat ein hübsches, mandelförmiges Gesicht. Auf Grund ihrer hellen Haut wird sie oft fälschlich für Weiß gehalten, was sie leider Zeit ihres Lebens zur Außenseiterin macht. Ida und Louis ermitteln im Axeman-Fall auf eigene Faust, nachdem Ida herausfindet, dass ihr Chef in dem Fall nicht ganz neutral ist.

Luca d’Andrea ist ein ehemaliger Polizist und Mafia-Zögling. Er ist Anfang fünfzig, schmächtig, dunkelhaarig, mit einem gutaussehenden, wenn auch eingefallenen Gesicht. Er war mit vierzehn aus Sizilien nach New Orleans ausgewandert und verlor kurz darauf seine Eltern. In der Not wandte er sich an seine Landsleute und geriet so in die Fänge der Mafia. In deren Auftrag entschied er sich für eine Polizeikarriere, bis die Aussage seines Partners Michael ihn schließlich ins Gefängnis brachte. Nach seiner Freilassung ermittelt er im Auftrag der Mafia im Axeman-Fall.

Die Geschichte spielt in New Orleans im Jahr 1919.

Der mysteriöse »Axeman-Mörder« versetzt die Stadt in Angst und Schrecken. Seine Waffe ist eine Axt, sein Markenzeichen Tarotkarten, die er bei seinen Opfern hinterlässt. Detective Michael Talbot ist mit dem Fall betraut und verzweifelt an der Wendigkeit des Killers. Der ehemalige Polizist Luca D'Andrea sucht ebenfalls nach dem Axeman – im Auftrag der Mafia. Und Ida, die Sekretärin der Pinkerton Detektivagentur, stolpert zufällig über einen Hinweis, der sie und ihren besten Freund Louis Armstrong mitten in den Fall hineinzieht. Als Michael, Luca, Ida und Louis der Identität des Axeman immer näherkommen, fordert der Killer die Bewohner von New Orleans heraus: „Spielt Jazz – sonst komme ich, um euch zu holen...“

„The Axeman´s Jazz“ hätte ich als Titel deutlich besser gelungen gefunden, aber gut... Deutsche Titel weichen ja leider meistens recht stark vom Originaltitel ab, der dann leider meistens auch wenig mit dem Buch zu tun hat. Hier geht das ja noch und über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten...

Worüber sich meiner Meinung nach nicht wirklich streiten lässt, ist, dass Ray Celestin mit diesem Buch sehr unterhaltsame 512 Seiten aufs Papier gebracht hat, die mich gar nicht mehr aus ihrem Bann gelassen haben. Also nehmt euch Zeit, ihr lieben Leser, ihr werdet das Buch kaum aus der Hand legen können...

Diese Mischung aus Fakten und Fiktion um eine der spannendsten und geheimnisvollsten Mordfälle der nordamerikanischen Geschichte war für mich neu und absolut spannend.

Da recht viele Personen vorkommen, gibt es vorne ein Personenverzeichnis, das ich auch genutzt habe manches Mal, denn sonst kommt man leicht durcheinander. Eigentlich mag ich das nicht, wenn soviele Personen auftauchen, aber hier hält sich das im Rahmen und man merkt ja schnell, wer wirklich Protagonist ist, also wirklich wichtig.

Das Zusammenspiel von drei Ermittlern fand ich erfrischend innovativ. Das hatte ich in der Form noch nicht gelesen bislang – und das als Schnell- und Vielleser. Sowas freut mich dann immer, wenn ein Autor es schafft, mich in diesem Punkt noch zu überraschen und zu überzeugen.

Ergo gibt es von mir eine ganz klare Leseempfehlung und fünf Sterne !