Rezension

Die Nachtmahr Traumtagebücher

Die Nachtmahr Traumtagebücher - Jean Sarafin

Die Nachtmahr Traumtagebücher
von Jean Sarafin

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eigentlich bin ich ja wirklich kein Cover – Mensch, aber dieses Buch war eine reine Cover-Entscheidung. Hier hatte ich mich zuerst in diesen wundervoll gestalteten Umschlag verliebt, bevor ich überhaupt wusste, worum es geht. Als mich dann auch noch die Kurzbeschreibung überzeugte, wollte ich es unbedingt haben!

Liz ist schon echt arm dran. Nicht nur, dass sie als Kind fast ertrinkt, nein, sie wird auch noch in ein Internat für Schwererziehbare gestreckt, weil alle sie für eine Lügnerin halten. Erst mit 15 darf sie zurück zu ihrer Tante, wo sie alles andere als ein warmes Zuhause erwartet. Selbst die Highschool ist nicht besser. Zickige Mädchen, langweiliger Unterricht und Treffen mit dem Schulpsychologen – und natürlich Jonah und David, ihre beiden schlimmsten Feinde. Als dann plötzlich seltsame Dinge um Liz herum passieren, beginnt sie nachzuforschen. Was hat es mit dieser Uhr auf sich? Und warum weiß niemand etwas genaueres über Jonah? Dabei bekommt sie ganz unerwartete Hilfe.
Den ersten Großteil des Buches bestreitet ein Familiendrama und die Geschichte, eines Mädchens, das sich bemüht wieder ein normales Leben zu führen, wobei nichts um sie rum irgendwie normal ist. Sie kämpft gegen die Angst vor der Dunkelheit, versucht ihren streitenden Pflegeeltern aus dem Weg zu gehen und muss sich von ihrem Stiefbruder schikanieren lassen. Die Geschichte rollt wirklich sehr langsam an, denn erstmal kriegt man Liz und ihr Umfeld vorgestellt. Ich fand das eigentlich gar nicht mal so schlimm, denn die Autorin schafft es sehr gut, das Geschehen mit flotten Sprüchen aus Sicht der Protagonistin zu erzählen.
Liz ist ein taffes Mädchen und wird einem recht schnell sympathisch. Sie ist frech, intelligent, nachdenklich und ein Freak. Als Leser bekommt man auch oft ihre weiche Seite zu lesen, so dass einem klar ist, dass sie keine knallharte, abgebrühte Heldin ist. Gestört haben mich ihre plötzlichen Stimmungsschwankungen. Im ersten Moment ist sie super gut drauf und drei Sätze später kamen ihr die Tränen. Das fand ich etwas anstrengend, obwohl es vielleicht aufgrund ihrer Vorgeschichte und der Pubertät logisch wäre.
Auch habe ich mich sehr lange gefragt „Warum braucht man eigentlich drei gutaussehende Typen, die Liz nerven?“. Aber die Frage löst sich dann ja im Laufe der Geschichte. Die brennende Frage, wer kriegt am Ende das Mädchen? Ich fand es etwas vorhersehbar, aber ganz schön gelöst.
Ein kleiner Haken an dem ganzen Teenager-Highschool-Kram waren für mich irgendwann die Namen der ganzen Mädels. Bei kompliziertesten Stammbäumen in Fantasybüchern steige ich besser durch als durch die ganzen Rebeccas und Jessica und anderen Highschool-Diven. Ich glaube, da habe ich irgendwann die ein oder andere durcheinander geworfen und den Überblick verloren.
Zum ersten Mal störte ich dann auch irgendwann die Ich-Perspektive etwas. Man erfährt ja nur, was Liz erfährt und das ist nicht viel. Die erste Hälfte des Buches werden nur Andeutungen gemacht und Liz und man selbst, weiß, dass etwas faul ist, aber man bekommt nichts gesagt! Das hat mich etwas frustriert. Natürlich muss man mit Informationen aufpassen und man will es ja auch spannend haben, aber das war dann doch zu viel des Guten. Außerdem hätte ich mir recht früh eine vollständige Rückblende gewünscht. Ich wollte die ganze Zeit wissen, was genau damals mit Jonah eigentlich passiert ist.
Witzig – wenn auch unpassend – fand ich manchmal das „Verdeutschen“. So spielt das ganze zwar in einem amerikanischen Highschoolszenario, aber plötzlich hört die Protagonistin das Lied „Junge“ von den Ärzten. Fand ich irgendwie etwas ungeschickt und ließ mich kurz stolpern. Aber wahrscheinlich fällt so was vielen gar nicht auf.
Am Ende muss ich noch mal auf die ganze Gestaltung des Buches eingehen. Sie ist einfach ein Traum. Nicht nur, dass das Cover total schön ist, auch innen sind die Seiten und Kapitel hübsch verziert, so dass es ein Augenschmaus ist. Macht sich definitiv gut im Regal und man sieht, dass viel Liebe und Mühe drin steckt. Eine Hardcover-Schmuckausgabe stelle ich mir wahnsinnig toll vor.

Fazit:
Im Großen und Ganzen hat mich „Die Nachtmahr Traumtagebücher“ gut unterhalten. Liz ist eine liebenswerte Protagonistin, die man gerne begleitet und die Idee, die dahinter steckt ist einfach mal eine ganz andere. Auch wenn die Dreieckskisten Typ-Mädchen-Typ irgendwie immer gleich gestrickt sind. Trotz kleinerer Mängel, blieb ich doch an der Stange. Ich glaube, das lag echt zum Teil an Liz coolen Sprüchen.