Rezension

Die Nickel Boys

Die Nickel Boys
von Colson Whitehead

Bewertet mit 4 Sternen

Einst wurden auf der Nickel Academy Jungen auf den rechten Weg gebracht, die von diesem abgekommen waren. Mit Ordnung, Disziplin und einer ordentlichen Schulbildung. Zumindest wird das den Außenstehenden vorgegaukelt. Tatsächlich haben es die Nickel Boys verdammt schwer, und so sind die ehemaligen „Schüler“ wie Elwood Curtis kaum verwundert als auf dem früheren Schulgelände ein Feld voll unbekannter und geschundener Leichen entdeckt wird.

Colson Whitehead hat sich von der leider nur zu realen Geschichte der Dozier School for Boys zu seinem neuesten Roman inspirieren lassen. Dieses Wissen hat man beim Lesen immer im Hinterkopf. Bei jeder Grausamkeit, jeder Ungerechtigkeit, jeder Misshandlung, v.a. natürlich sobald die Rede auf den „geheimen“ Friedhof kommt. Whitehead erzählt schonungslos vom Elend der Jungen, tut das aber auf erschreckende Art und Weise gleichgültig, in etwa so wie die Mitarbeiter der Schule ihren Schützlingen gegenüber standen. Dies betrifft Jugendliche weißer und schwarzer Hautfarbe, wobei sich der Rassismus v.a. dadurch äußert, dass die Quälerei im „schwarzen“ Trakt noch einen Hauch von fieser war. Mitleid hat man natürlich trotzdem mit allen, und wünscht jedem ein gutes Ende; das Herz des Lesers hängt natürlich besonders an Elwood, der unschuldig in der Academy landete. Selbst als Erwachsene und mit der Distanz der Jahre können die Ehemaligen die Zeit nicht einfach hinter sich lassen. Als Leser wird man davon erschüttert und schockiert, aufgerüttelt und aufgeweckt. Ein wirklich berührender Roman über ein trauriges Stück Geschichte.